Aussagen: 1951 Bichler Josef

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Quelle

Buch von Peter Leuschner, 1978

Detailinformationen

Datum

unbekannt

Ort

unbekannt

Zugegen

Josef Bichler,
unbekannter Protokollant

Inhalt

Die Aussagen von Bichler und Haas zu Karl Gabriel aus dem ersten Buch von Peter Leuschner:

Ich bin mit 5 nach Waidhofen gekommen und habe hier die Schule besucht. Einer meiner Schulfreunde war Karl Gabriel. Er war ein Jahr jünger als ich. Damals waren die siebten Klassen in zwei Räumen im Schulhaus untergebracht.
Am 14.8.1914 sind Karl und ich ins Rekruten-Depot Kösching bei Ingolstadt eingerückt. Ich selbst wurde am 3.11.1914 ins Feld abgestellt.
Gabriel blieb zunächst beim Rekruten-Depot und kam erst am 10. oder 11.12. zur Abstellung. Ich selbst habe Gabriel jedenfalls am 13.12.1914 bei einem Feldgottesdienst in Vincy in Nordfrankreich getroffen. Ich war damals bei der siebten und Gabriel bei der sechsten Kompanie des 13. Bayerischen-Reserve-Infanterie-Regiments. Ich habe an diesem Tag mit Gabriel auch gesprochen.
Ich erinnere mich deshalb so genau, weil dies der Namenstag meiner Frau Ottilie war. Am Abend des gleichen Tags gingen wir wieder in Stellung. Auch die Kompanie des Gabriel kam zum Einsatz. Unsere Stellung lag bei Neuville-St. Vaast. Die Kompanie des Gabriel war links an unsere angeschlossen. Beide Einheiten hatten einen Abschnitt von etwa 300 m zu verteidigen. In der Nacht zum 14. Dezember stand unser Abschnitt unter leichter Feuereinwirkung, darunter auch Schrapnells.
Als wir einige Tage später abgelöst wurden, haben mir Kameraden von Gabriel erzählt, dass er am Abend des 13. Dezember, kaum dass die Kompanie in Stellung gegangen war, gefallen ist. Von wem ich dies erfuhr, weiß ich nicht mehr.
Sie sagten nur, dass Karl durch einen Minenschuß sofort getötet worden ist.
Gabriel muss außerhalb des Schützengrabens auf Beobachterposten gewesen sein.
Es dürfte der 16. oder 17. Dezember gewesen sein, als ich von seinem Tod hörte. Am 25. Dezember ging ich am frühen Nachmittag zur 6. Kompanie hinüber, um mir Näheres über den Tod meines Schulfreundes erzählen zu lassen.

Auf meine Frage, wo Gabriel liegt, erfuhr ich, gleich vor dem Graben. Sie haben mir auch die Leiche gezeigt. Sie war noch nicht beerdigt und lag angeblich noch da, wie er gefallen war. Sie lag drei Meter vor dem Graben.

Bei mir war Nikolaus Haas aus Rachelsbach. Er war ebenfalls in meiner Kompanie. Haas und ich krochen die paar Meter zur Leiche. Gabriel lag auf dem Rücken. Seine Stirn war leicht gespalten, der Mund war offen und man konnte sehen, dass auch der Unterkiefer verletzt war. Trotzdem war der Tote einwandfrei als Karl Gabriel zu erkennen. Auch die Kameraden haben gesagt, dass er dies ist. Haas hat die Taschen durchsucht und dabei ein Foto gefunden. Ich weiß genau, dass es ein Bild der Ehefrau gewesen ist.

Was mit dem Foto geschehen ist, weiß ich nicht mehr. In der Nähe der Leiche lag außerdem ein zerfetztes Notizbuch.

Entschuldigen Sie schon Herr Kommissär, aber das ist alles so lange her, schon fast 40 Jahre, ich muss jetzt nachdenken. Ja, ich glaube, Haas und ich haben damals die Leiche etwas in die Erde eingescharrt. Da wir unter feindliches Feuer gerieten, mussten wir bald wieder zurück. Es war übrigens neblig. Ob und wann die Leiche richtig beerdigt wurde, kann ich nicht sagen. Man hätte den Toten damals leicht holen können. Warum das nicht getan wurde, ist mir heute noch ein Rätsel. Ich habe damals meiner Frau geschrieben, dass Karl Gabriel gefallen ist. Bei dem Foto von Gabriels Frau handelte es sich um ein Brustbild von zehn mal sechs Zentimetern auf starkem Pappkarton. In dieser Sache, wenn ich das erwähnen darf, wurde ich bereits Anfang Mai 1922 von Gendarmerie-Kommissär Goldhofer aus Hohenwart vernommen.

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

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