Wissen: Bürgerwehr Schrobenhausen

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Die Bürgerwehr Schrobenhausen

Die Bürgerwehr Schrobenhausen korrdinierte den Aufbau und später auch die Entwaffnung der Einwohnerwehren in den umgebenden Gemeinden. Dazu zählte auch die Einwohnerwehr Wangen, der eine Vielzahl der Männer angehörten, die uns im Mordfall Hinterkaifeck immer wieder begegnen.

Weitere Informationen

(Notizen zusammengetragen von Canales, wird momentan bearbeitet und im Diskussionsforum (Registrierung erforderlich) besprochen)
Der Akt beginnt im Dezember 1918 und endet im November 1923. Viele Mitteilungen sind handschriftlich verfasst in Sütterlin. Ich versuche mal nach und nach die wesentlichen Inhalte zusammenzufassen. Der erste Teil geht bis etwa Juni 1919.


Bürgerwehr Schrobenhausen mit den Ortsgruppen Waidhofen/Wangen

Bereits im Dezember 1918 erging durch Beschluss des Ministerrates des provisorischen Nationalrates die Aufforderung Bürgerwehren zu schaffen um Ruhe, Ordnung und Sicherheit im Lande zu gewährleisten. Dafür wurden bereits am Ende des Jahres 1918 Waffen ausgegeben. Für den Eintritt in die Bürgerwehren galten folgende Voraussetzungen:
-der Eintretende muß einwandfrei auf dem Boden der Regierung Hofmann stehen
-Altersgrenze 22 bis 45 Jahre (Ausnahmen möglich)
-guter Leumund
-er muß an der Waffe ausgebildet und körperlich rüstig sein

Ausgeschlossen sind:
-Personen, die zur Entfernung aus dem Heer oder der Marine verurteilt, oder mit Zuchthaus, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte vorbestraft sind
-Angehörige der zweiten Klasse des Soldatenstandes, sowie Deserteure
-entwichene Zöglinge der Fürsorge- und Besserungsanstalten

Führer der Wehren sollen möglichst frühere Offiziere sein.

Für den Bezirk Schrobenhausen gehörten zur Bezirkskommission der Wehren:
-Lehrer und Leutnant der Reserve Max Gandorfer
-Vorsitzender des Bauernrates Rechtskonsulent Granvogl
-Baumeister Jedelhauser
-Bezirksamtmann Schneider
-Mag. Sekretär Lerner in Hohenwart
-Gutsbesitzer Lethmeier in Oberwengen
-Bürgermeister Neumeier, Gerolsbach
-Hauptlehrer Prasch, Langenmoßen

(Schreiben Bez.-Amt Schrobenhausen an sämtl. Gemeinden „Bildung der Ortswehren und Werbung für die Freikorps)

Die Bewaffnung der Wehren erfolgte durch die Reichswehr. Schrobenhausen erhielt Waffenlieferungen vorwiegend aus Ingolstadt. Eine undatierte Beilage spricht von 1.000 Gewehren, 1.000 Seitengewehren und 45.000 Patronen welche geliefert werden sollen. Waidhofen erhielt nach einem Kontrollverzeichnis mind. 50 Gewehre.
Nach einem Verpackungszettel des Artillerie-Depots Ingolstadt wurden am 09.05.1919 per Bahn nach Schrobenhausen 15 Kisten mit Gewehren und Munition abgesandt.

Bis zum 15.06.1919 hießen die Landwehren teilweise noch Militärische Landpolizei, anschließen nur noch Ort- oder Einwohnerwehren. Zugeordnet waren sie den jeweiligen Einrichtungen der Reichswehr. Der Bezirk Schrobenhausen war der Festung, bzw. dem Artilleriedepot Ingolstadt zugeordnet. Der zugeordnete Offizier für Schrobenhausen war Offz.-Stellvertreter Blemel 10. Infantrieregiment.

Zur Bewaffnung gibt es verschiedene Anforderungs- und Ausgabescheine.
So wurden am 1. Juli 1919 für den Bezirk Schrobenhausen 3 MG 08 mit 1.000 gegurteten Patronen und 6 MG 08/15 mit 700 gegurteten Patronen bewilligt.
Am 13.08.19 erhielt Schrobenhausen 7.200 Patronen 29 Patronenkasten Nr. 15 und 29 Patronengurte.
Die Wehrmänner wurden mit einer Unfallversicherung gegen mögliche Schäden abgesichert, welche auch Rentenzahlungen vorsah.
Bezüglich der Einhaltung des Friedensvertrages wurde im September 1919 eine Bestandsmeldung aller Waffen (Reichswehr, Einwohnerwehr, Polizeibehörden, ja sogar Gefängnisse und Forstämter) angeordnet.
Zu berücksichtigen sind nur Waffen welche Eigentum der Heeresverwaltung sind, verkaufte Waffen und Munition blieben außer Betracht.
Nach einem Schreiben vom 30.08.19 der Reichswehrbefehlsstelle Bayern war es möglich die Waffen an die EW’s zum Materialwert zu veräußern.
Nach der Aufstellung gab es im Bezirk Schrobenhausen 9 MG’s und 1890 Gewehre 98 mit 350 Seitengewehren.
In einem Schreiben des Innenministeriums vom 09.09.19 wurden Bedenken gegen die Aufnahme von Mitgliedern der USPD in die EW’s geäußert. Es sollten nur „verlässliche“ Mitglieder in die EW’s aufgenommen werden und andere Personen fern gehalten werden.
Mitteilung über eine errichtete Kreisleitung der EW’s Oberbayern in München, der Arbeitsstab besteht aus Major Friedrich Kriebel, Materialreferent Oberleutnant Weiß.
Am 29.09.19 ein Schreiben des Generalkommandos Bayerns, dass weitere Waffen nicht mehr zugewiesen werden können, da die Bestände aufgebraucht seien. (bis auf Weiteres)
Am 26.09.19 ein Schreiben der Reichswehrbefehlsstelle Bayern über die Bewaffnung der Einwohnerwehren.
„Die Ausrüstung mit Minenwerfern und Geschützen hat fortzufahren“
„Wegen Flugzeuge, Kraftfahrzeuge und Fernsprechgeräte wird auf Run B.B.Nr. 121740 A I a D / 19 Bezug genommen.

Weitere Quellen