Berichte: 1929-07-04 Bericht der Polizeidirektion München über die privaten Ermittlungen Hammer und Knauer: Unterschied zwischen den Versionen

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geb. am 23. 4.1897 in Oberhausen - Augsburg, welche vom 17.XI. 1920 bis 29. VII. 1921 bei Frau Gabriel in Hinterkaifeck angemeldet war. Vom 8. II. 23 bis 1. V.1923 war sie bei dem Gastwirt Walter in Koppenbach im Dienste gemeldet.<br>
geb. am 23. 4.1897 in Oberhausen - Augsburg, welche vom 17.XI. 1920 bis 29. VII. 1921 bei Frau Gabriel in Hinterkaifeck angemeldet war. Vom 8. II. 23 bis 1. V.1923 war sie bei dem Gastwirt Walter in Koppenbach im Dienste gemeldet.<br>
Durch die von der Krim. Pol. in Augsburg veranlassten Aufenthaltserhebungen wurde festgestellt; dass Rieger sich mit dem . Fabrikarbeiter  
Durch die von der Krim. Pol. in Augsburg veranlassten Aufenthaltserhebungen wurde festgestellt; dass Rieger sich mit dem Fabrikarbeiter  
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geb. am 29.VIIl.1905 in Augsburg, wohnhaft in Augsburg, Guttemannstrasse 1/1 bei Remele, verehelicht hat. <br>
geb. am 29.VIIl.1905 in Augsburg, wohnhaft in Augsburg, Guttemannstrasse 1/1 bei Remele, verehelicht hat. <br>

Version vom 8. März 2023, 17:39 Uhr


in Bearbeitung

Quelle

Staatsarchiv München

Datum

04.07.1929

Ort

München

Autor/Funktion

Georg Reingruber, Kriminal Oberinspektor

Inhalt

Referat I. DSt.2
München, den 4. Juli 1929

Betreff:
Raubmord in Hinterkaifeck.

Zur Anzeige des Krim. Oberinsp. Bauer der Pol. Dir. Augsburg vom 27. Juni 1929 in nebenbezeichneter Sache wird folgendes berichtet:
Nach vorheriger fernmündlicher Rücksprache mit der Krim. Polizei in Augsburg haben sich am 4. Juli 1922 vorm. 6 3/4 Uhr im Bahnhofe Augsburg eingefunden:
der verheiratete Hilfsarbeiter u. Reisende Friedrich Hammer, wohnhaft in Augsburg, Katzbachstraße 34, und der verh. Hilfsarbeiter Franz Knauer, wohnhaft in Augsburg, Schleiermacherstraße 27.
Nach einer kurzen Aussprache haben Beide angegeben, dass sie schon seit einer Reihe von Jahren in Schrobenhausen und in der Umgebung, insbesondere auch in Waidhofen u. Gröbern verkehren und dort allgemein als Mörder von Hinterkaifeck der in Gröbern wohnhafte „ Perterbauer“ genannt werde.
So habe im Juni oder Juli 1923 dem Hammer in der Gastwirtschaft vom Wallner in Koppenbach eine dort bedienstet gewesene den Namen nach unbekannte Magd erzählt, dass sie vor dem Mord in Hinterkaifeck bei der ermordeten Viktoria Gabriel im Dienste ein Mann an ihr Kammerfenster gekommen und geklopft und gesagt habe, sie solle machen, dass sie fort komme, dass sie aus dem Haus komme, in 8 Tagen kommen sie, da werden alle getötet. Der Sprache nach sei dieser Mann der Perterbauer von Gröbern gewesen.
In der letzten Zeit seien Beide wiederholt in Schrobenhausen gewesen und haben dort beim "Unterbräu" verkehrt. Dort sind wiederholt mit einem alten Manne ausammengetroffen, mit dem sie über den Mord in Hinterkaifeck zu sprechen kamen. Dieser alte Mann, der Name und die Wohnung ist ihnen nicht bekannt, kann


aber beim Unterbrau erfragt werden, habe wiederholt bestimmt erzählt, dass nur der Perterbauer in Gröbern in Frage komme.
Über nähere Einzelheiten befragt, soll dieser alte Mann gesagt haben:
1) der Dannerbauer in Gröbern habe am Tatort, als die Leichen noch in der Tenne lagen gesagt ,“er wisse, wer der Mörder ist er könnte ihn leicht derlangen ".

2) habe der Perterbauer in Gröbern, wie er mit dem Bürgermeister nach der Tat in Hinterkaifeck erschienen ist, einen Schlüssel aus der Tasche genommen und mit diesem die Türe geöffnet, also , wie kommt dieser zum Schlüssel ?

3) hebe der Hauserbauer von Gröbern den Perterbauern vorgeworfen, „Du hast die Schlüssel gehabt und die Türe aufgesperrt, Du hast die Leut umgebracht“. Da soll der Perterbauer ganz blass geworden sein.

4) hat ein Maschinist Name nicht bekannt, als beim Perterbauern die Dreschmaschine war, bei der Brotzeit frech und grob über den Mörder von Hinterkaifeck geschimpft. Darauf habe der Perterbauer sich entfernt und sich nicht mehr sehen lassen , so lange die Dreschmaschine im Hofe stand.

5) Bei der letzten Zusammenkunft vor etwa» drei Wochen beim „Unterbrau“ in Schrobenhausen habe der alte Mann gesagt „grad nehmen dürft ich ihn, wenn ich möchte“. Damit meinte er wieder dem Perterbauern. Dies hat ein jüngerer Mann aus der Gegend oder Umgegend von Schrobenhausen angehört, dieser soll dann zu dem alten Manne gesagt habe haben , er soll seinen Mund halten.

Es blieb daher nichts anderes übrig als nach Schrobenhausen abzufahren, den alten Mann ausfindig zu machen und diesem über sein Wiesen zu hören. Hammer u. Knauer erklärten, dass Eile geboten ist, weil zu befürchten ist, dass der Perterbauer verschwindet, wenn er von dem gegen ihn gerichteten Verdacht etwas erfährt.


Der Kriminalpolizei in Augsburg mochten sie keine Angaben machen , weil von dort ihnen kein Beamter zur Verfügung gestellt worden ist, an die Gendarmeriestation Schrobenhausen mochten sie sich auch nicht wenden.
Die Ankunft in Schrobenhausen erfolgte am 4.Juli 29 vorm.8 ¼ U. Wir begaben uns. zuerst zur dortigen Gendarmerie und nach Rücksprache mit den anwesenden Beamten stellte sich heraus, dass der mehrfach genannte Perterbauer in Gröbern mit dem bereits bekannten Bauern „ Lorenz Schlittenbauer" personengleich ist. Es wurde dann festgestellt, der der von den Hammer u. Knauer genannte Mann personengleich ist mit dem 71 Jahre alten verh. Strassenarbeiter


wohnhaft in Schrobenhausen Hs.Nr. 147

Dieser wurde zu dem Vorbringen der beiden , Hammer u. Knauer, gehört. Seine Erklärungen liegen bei.
Er gibt zu, derartige Reden zu den Genannten gebracht zu haben, schwächte sie aber im Grossen und Ganzen ab und redete sich darauf hinaus, dass er nur nach erzählt habe, was er von anderen Personen gehört habe. Von wem er aber die einzelnen Gespräche gehört habe, wisse er heute nicht mehr. Die Erzählungen sind am Biertische erfolgt und er habe es nur nacherzählt. Dem Messner wurde genügend Zeit zum Nach3enken und zur Überlegung gelassen, allein seine Antwort war stets, er wisse nicht mehr, wer die gegen Schlittenbauer ausgesprochenen Verdächtigungen in seiner Gegenwart gebraucht hat. Es war unmöglich weiteren Aufschluss zu erhalten.

Zu diesen vorstehend geschilderten Verdacht gegen Schlittenbauer ist noch nachzutragen dass man erzählt, der Schlittenbauer wäre am ersten Tage schon verhaftet worden , wenn ihm der Bürgermeister von Wangen nicht ein so gutes Zeugnis ausgestellt hätte. Hieran ist anzufügen 1 dass tatsächlich am 4. April 1922 Schlittenbauer am Tatort eine Tätigkeit entfaltet hat, die ein


Erstaunen hervorrief. Es ist auch hiewegen mit dem anwesenden H.H. Staatsanwalt und dem Oberamtsrichter von Schrobenhausen darüber gesprochen worden. Als dann der Bürgermeister Georg Gregger in Wangen sich dahin äusserte, dass Schlittenbauer, eben ein selbstloser Mensch ist, der sich gerne überall hervortut, wo es gibt zu helfen , so wurden unsere Bedenken zerstreut. Er hat sich damals um das Vieh angenommen , hat die Fütterung betätigt, die Streu besorgt, sich der kranken zum Absterben bereiten Schweine angenommen u.s.w. Die Beziehungen Schlittenbauers zu der ermordeten Familie Gruber u. Gabriel waren uns auch zu dieser Zeit noch nicht so gut bekannt.
Die vom Hammer erwähnte Magd wurde bei der Ortskrankenkasse Schrobenhausen festgestellt als die ledige Dienstmagd


geb. am 23. 4.1897 in Oberhausen - Augsburg, welche vom 17.XI. 1920 bis 29. VII. 1921 bei Frau Gabriel in Hinterkaifeck angemeldet war. Vom 8. II. 23 bis 1. V.1923 war sie bei dem Gastwirt Walter in Koppenbach im Dienste gemeldet.
Durch die von der Krim. Pol. in Augsburg veranlassten Aufenthaltserhebungen wurde festgestellt; dass Rieger sich mit dem Fabrikarbeiter


geb. am 29.VIIl.1905 in Augsburg, wohnhaft in Augsburg, Guttemannstrasse 1/1 bei Remele, verehelicht hat.
Schmid - Rieger ist bereits am 24. April 1922 einvernommen worden.

Damals erklärte sie, dass sie durch die Drohungen, die der ebenfalls bei Gabriel bedienstete Kneche Anton BIEHLER (sic!) ausgestossen habe, den Dienst bei Gabriel verlassen habe. Eine Abschrift ihrer damaligen Erklärungen füge ich bei. DerSchreibname des Dannerbauern in Gröbern ist hier nicht bekannt. Eine Einvernahme durch die Gendarmeriestation Hohenwart ist veranlasst.


Wer der Maschinist ist, welcher die Sprache auf den Mord in Hinterkaifeck gebracht hat und der Schlittenbauer darauf verschwunden sein soll, ist hier namentlich nicht bekannt. Erbungen sind eingeleitet.
Auch der junge Mann der bei dem letzten Gespräch im Unterbrau in Schrobenhausen anwesend war und die Äusserungen Messners angehört haben soll, ist nicht bekannt. Hammer will sich der Mühe unterziehen und ihn ausfindig machen. Messner bestreitet überdies gesagt zu haben „grad nehmen dürft ich ihn , wenn ich möcht“.
Wie mannaus allen Erörterungen entnehmen muss, hatndelt es sich im vorliegendem Falle um ein in der Bierlaune geführtes Gespräch wo Messner offensichtlich etwas stark aufgetragen hat und nun es abzuschwächen versucht.
Dem Hammer und Knauer ist es auch anscheinend darum zu tun Polohnrone zu erhalten, da sie sich sogleich um die Höhe der Belohnung erkundigt haben. Der Glaube dass es sich bei dem von Messnr geführten Gesprächen um wirkliche Tatsachen handle ist dem Hammer und Knauer zuzubilligen.

Unterschrift Georg Reingruber

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