Aussagen: 1922-04-26 Bichler Michael

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Quelle

Staatsarchiv Augsburg

Detailinformationen

Datum

26.04.1922

Ort

Schrobenhausen

Zugegen

Georg Neuss, Michael Bichler

Inhalt

Vernehmung des Metzgers Michael Bichler


Poizeidirektion München Schrobenhausen, 26. April 1922

Fahndungsabteilung


Betreff: Raubmord in Hinterkaifeck


In obiger Sache habe ich heute nachmittags 1 ½ Uhr den led. Metzger

Michael B i c h l e r

Geboren 4.9.1900 in Gröbern, wohnhaft hier in der Gastwirtschaft Unterbräu gehört mir gab derselbe Folgendes an: „Die Eheleute Gruber und Frau Gabriel im Einödhof Hinterkaifeck habe ich gekannt. Solange ich noch zuhause bei mein Eltern in Gröbern war, haben wir uns gegenseitig in den landwirtschaftlichen Arbeiten ausgeholfen. Auf diese Weise lernte ich auch die dortigen Verhältnisse näher kennen.

Außerdem habe ich gesehen, dass bei Gabriel ab und an noch folgende Personen schäftigt waren.

1.) Anton B i c h l e r, 30 Jahre alt, von Waidhofen 2.) Josef S c h r i t t e n l o c h e r, 26 Jahre, von Gröbern 3.) Josef S c h r e t z e n s t a l l e r, 27 Jahre von Gröbern 4.) Georg S i e g l, 20 Jahre alt, von Gröbern

Auch habe ich die Dienstmagd, die bei Gabriel entbunden hat gekannt. Deren Liebhaber war Anton Bichler aus Waidhofen. Wie ich selbst weiß, hat er öfters dort gegen Abend dieselbe aufgesucht. Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, dass Bichler einmal in unserer Wohnung in Gröbern im Beisein meines Vaters und meiner Geschwister sich dahingehende geäußert hat, dass die betr. Magd. gesagt haben soll, er hätte sie 8 Tage vor der Entbindung nach benützt. Dafür werde er jetzt nach Hinterkaifeck gehen und ihr ein paar herunterziehen.

Von Anton Bichler hörte ich zwar schon, dass er sich geäußert hat, die Leute –Gruber und Gabriel- müssen Geld haben. Er habe aber sonst keinerlei verdächtige Bemerkungen gemacht. Über Anton Bichler kann ich weiters nichts sagen, dagegen aber dessen Bruder

Karl B i c h l e r

Es war zur Zeit der Kartoffelernte 1921, wie ich beim Kammerfenstern in Diepoldshofen war und auf dem Heimweg nachts 1 ½ durch Waidhofen ging. Ich sah im Vorbeigehen in der Wohnung des Bichler noch Licht. Daraufhin begab ich mich an das Haus und klopfte am Fenster. Er wolle herauskommen, ich sagte bleib drin, ich komme selbst zu Dir hinein. Ich erzählte ihm nun meine Erlebnisse über das Kammerfensterln u.s.w. Dabei kamen wir auf das leichte Verdienen von Geld zu sprechen und hatten dabei die Aufkäufer im Auge, die z.Zt. soviel Geld verdienen.

Bichler kam dann über die Verhältnisse in Hinterkaifeck zu sprechen. Er frug mich, ob ich nicht meine, dass die Hinterkaifecker Goldgeld hätten. Ich sagte ihm darauf, nach meiner Anschauung und nach dem Reden anderer Leute, müssten sie schon noch Goldgeld haben. Auf dies hin sagte er zu mir „Michl, wie wäre es denn, wenn man dahinten – Hinterkaifeck einbrechen täten; den Alten (Gruber) müsste man wegräumen und die Weiber werden uns dann das Geld schon so geben.“ Ich gab ihm zu Antwort, dass man dies schon machen könne, aber wenn´s uns erwischen , dann werde es uns das Leben kosten. Bichler sah daraus, dass ich nicht mitmachen werde, worauf er nicht mehr weiter darauf einging.

Er kam dann auf eine weitere Diebesart zu sprechen und zwar sagte er: „Das Vieh von dem Bauern könnte man bei Nacht herausholen, zum Metzger treiben, dort verkaufen und zusammenschlagen lassen.“ Ich sagte ihm, gehen würde dies schon, ging aber nicht weiter darauf ein.

Er kam dann auf die Fahrräder, die bei dem Wirt in Waidhofen vor dem Haus stehen, zu sprechen. Er bemerkte dabei, dass man dort leicht eines packen könnte, mit diesem fortfahren und gleich verkaufen. Ich gab ihm zur Antwort: „Gehen täts schon, aber wenn´s uns erwischen, werden wir eingesperrt“. Bichler erklärte dann, dass diese Strafe nicht so gefährlich wäre, diese können man schon noch aushalten.

Er fing dann ein neues Gespräch an und zwar über seinen Bruder Josef B i c h l e r, welcher das Anwesen in Waidhofen übernommen hat. Ich weiß nicht, sagte Bichler, sein Bruder habe Kartoffeln verkauft oder Reis oder beides zusammen und hätte jetzt an die 8000 M. Er sagte, wenn er mich noch einmal hineinliese, in seine Wohnung, ich würde sie ihm schon stehlen.

Außerdem teilte er mir noch mit, dass er ein oder zwei Säcke frische Tabakblätter auf dem Boden habe und fragte mich, was er damit machen könnte. Bei dieser Gelegenheit gab er mir zu, dass er diesen Tabak gestohlen habe, wo, sagte er mir nicht.

Ferner frug er mich, ob ich nicht wüßte, wo Kartoffeln vom Wagen herab zu holen wären. Dabei äußerte er, er bräuchte ein paar Säcke voll, der Winter wäre lang und arbeiten werde er bis Frühjahr nicht mehr. Auch in dieser Richtung gab ich ihm keinerlei Auskunft, obwohl ich Kartoffel gewusst hätte.

Weiters erfuhr ich vom Bäckermeister Peter Lang in Waidhofen, dass Bichler den Bauern Walter in Koppenbach Schafe gestohlen habe. Dies hat er dem Lang auch zugestanden.

Wie ich in Erfahrung gebracht habe, soll er einem gewissen Simon S c h ö n a c h e r in Rachelsbach gegenüber geäußert haben, dass er nichts mehr arbeiten werde und wenn er auch die Hände voll Blut machen müsse.

Zu einem gewissen Blasius L i p p in Waidhofen sagte er, dass er das Goldgeld noch holen werde. Außerdem soll er bei einer Tanzmusik den Georg Gärtner in Gröbern erklärt haben, dass der alte Gruber für ihn nicht gewachsen sein.

Etwas 3 Wochen später, nachdem ich bei ihm, nach dem oben genannten Kammerfensterln in der Wohnung war, sagte er im Beisein seines Bruders Andreas Bichler in Gröbern, daß man das Goldgeld bei denen da hinten (Hinterkaifeck gemeint) noch holen soll. Ich habe ihm daraufhin nicht geantwortet denn ich habe mich einerseits vor meinem Bruder geniert.

Hinsichtlich der Angaben bezgl. Schönacher, Lipp und Gärtner habe ich mich am Mittwoch, den 12. ds. Mts. zur hiesigen Gendamariestation begeben und wollte dort dem anwesenden Gemeindekommisär Mitteilung machen. Er erklärte mir, dass sich Karl Bichler hinsichtlich seines Aufenthaltes in der kritischen Zeit ausweisen könne, die Sache gehe ihn nichts mehr an und ich sollte der Gendamariestation Hohenwart Mitteilung machen, nachdem diese zuständig sei.

Die von mir hier gemachten Angaben beruhen auf Wahreit und ich bin jederzeit bereit diese unter Eid aufrecht zu erhalten.

Weiter Angaben kann ich zur Sache nicht machen.


L.U.


Aufgenommen durch:


gez. Neuss, Krimkom. gez. Michael Bichler

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