I.
Am 7.7.22 machte der Bahnhofwächter Josef Strobel, Leopoldstrasse No 1 dahier, folgende Mitteilung:
Vor etwa 8 Tagen, genaues Datum ist mir nicht bekannt, habe ich früh 4 Uhr mit dem Wächter Johann Mayer am hiesigen Haupbahnhofe im Wartesaale III. Klasse eine Kontrolle vorgenommen. Dort sass auch ausweislich der Papiere der pensionierte Lokomotivführer Michael H....., geb. 1871 zu Augsburg. H..... war ziemlich betrunken, was wir erst bemerkten als wir an seinem Tische Platz genommen hatten und Kaffee tranken. H..... fing mit uns ein Gespräch an und kam auch auf den Mord in Hinterkaifeck zu sprechen.
Unter anderem sagte er, dass er in diesem Falle im Stande wäre, Aufklärung zu schaffen, wenn er möchte.
Er kenne nämlich einen Mann, der ihm persönlich gesagt habe, dass er in Hinterkaifeck etwas ausführen werde. H..... brach das Gespräch in dieser Sache plötzlich ab und gewann ich den Eindruck, dass es ihn gereut, dass er über den Fall etwas gesagt hat. Über die Art und Ausführung der Tat selbst hat er nichts gesagt, jedoch erwähnte er, dass der Mörder eine hübsche Summe Geld, hauptsächlich Gold und Silber erwischt habe. H..... steht anscheinend in der Rieser Gegend in Arbeit, wo ist mir nicht mehr erinnerlich.
Ich bin wohl der Anschauung, dass H.... nur aufge-
Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck
Fragen/Bemerkungen
Veröffentlicht in Leuschner, 1978.
Bildunterschrift: "Die Aussage des Bahnhofwächters Josef Strobel vom 7. Juli 1922 zum Fall Hinterkaifeck. Die Polizei nimmt nach wie vor - wie aus dem "Betreff" hervorgeht - Raubmord an."
