Aussagen: 1931-06-15 Weihrauch Igel Schmid: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. März 2023, 19:46 Uhr

Quelle

Bayerisches Armeemuseum

Detailinformationen

Datum

15. Juni 1931

Ort

Augsburg

Beteiligt

Weihrauch Heinrich, Händler aus Augsburg
Igel Anna, Augsburg
Schmid Kreszenz (ehem. Rieger), ehem. Dienstmagd auf Hinterkaifeck
Paulus, Kriminalkommissar

Inhalt

Polizeidirektion Augsburg.
Abt. I/1. (Krim.Pol.)

Am 15. Juni 1931
Abschrift

Betreff:
Raubmord in Hinterkaifeck in der
Nacht zum 1. 4. 22.


Der verheiratete Händler Heinrich Weihrauch, geboren am 10. 5. 93 zu Messhofen, A.G. Neu-Ulm, wohnt Weidachstrasse 204/0 hier, teilte am 12. 6. 31 mit:
"Ich bin Mitglied des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten. Der Einkassierer des Reichsbundes Karl Igel, wohnt in Eschenhof, Donauwörtherstrasse 155 hier, kommt zur Einkassierung des Beitrages jeden Monat in meine Wohnung. Meine Frau besuchte Frau Igel öfters in ihrer Wohnung. Bei einem Besuch am 12. 6. 31 in der Wohnung der Igel sagte diese zu meiner Frau gelegentlich einer Aussprache über den Düsseldörfer Mörder, dass sie eine gewisse Rieger kenne, die in Hinterkaifeck bedienstet war und kurze Zeit vor der Ermordung der Bewohner dieses Hofes die Dienststelle verlassen habe. Zu Rieger seien gleich nach ihrem Dienstantritt in Hinterkaifeck zwei Burschen aus der Umgebung an das Kammerfenster gekommen. Sie habe die Burschen nicht eintreten lassen. Hernach habe sie mit ihrem Dienstherrn über die nächtlichen Besuche gesprochen. Von diesem sei ihr zu verstehen gegeben worden, dass sie die Burschen nicht in ihre Kammer hereinlassen solle, denn diese seien zu ihm Feinde.
Rieger vermute, dass die Burschen möglicherweise bei dem Hinterkaifeckermord als Täter in Frage kommen."

Igel Anna, Invalidenfrau, wohnt im Eschenhof, Donauwörtherstrasse 155, Wohnung 57 Aufg. L, gab an:
"Ich wohnte 11 Jahre im Hause Donauwörtherstrasse 113. Seit Erbauung des Eschenhofes wohne ich in meiner jetzigen Wohnung. Im Anwesen Donauwörtherstrasse 113 verkehrte bei mir eine Kreszenz Rieger von Oberhausen, die auf dem Einödhof Hinterkaifeck als Dienstmagd in Stellung war und einige Zeit vor der Ermordung der Bewohner des Hofes ausgetreten ist. Anschliessend wohnte sie in oder bei Schrobenhausen. Rieger erzählte mir bei ihren Besuchen, dass schon einige Tage nach ihrem Dienstantritt in Hinterkaifeck zwei Burschen nachts zu ihr an das Kammerfenster gekommen seien, die sie aber nicht hineingelassen habe. Die Burschen hätten die nächtlichen Besuche bei Rieger wiederholt. Bei einer Aussprache mit ihrem Arbeitgeber habe dieser ihr angeraten, die Burschen zur Nachtzeit nicht in ihr Zimmer hereinzulassen. Rieger äusserte wiederholt, sie habe starken Verdacht, dass in der Mordsache niemand anderer als die beiden Burschen verwickelt seien. Die beiden seien schon in Haft gewesen, man habe ihnen aber die Tat nicht nachweisen können. Rieger vermute, dass die beiden Burschen auch zu der neuen Magd ans Kammerfenster kamen. Diese werde ihnen geöffnet haben, worauf sie den Morde ausgeführt haben dürften. Rieger habe während ihres Aufenthalts in Hinterkaifeck ein Kind geboren, das sie auf dem Hof ständig bei sich gehabt habe. Weitere Angaben kann ich nicht machen."


Schmid Kreszenz, Hilfsarbeitersfrau, geb. 23. 4. 1897 zu Augsburg, (Wilhelm) wohnt Schibbogengasse A 401/0, gibt an:
"Ich bin glaublich 1919 oder 1920 bei dem Besitzer Gruber des Einödhofes Hinterkaifeck als Dienstmagd eingetreten. Als Jahreslohn waren 100 RM und volle Verpflegung vereinbart. Während mir im ersten Jahr der Lohn voll ausbezahlt wurde, war dies im zweiten Jahr nicht mehr der Fall. Ich hatte einen Restlohn von 80 RM gut.
Klage zwecks Eintreibung des Lohnes habe ich nicht eingereicht; ich habe mich nur mit der Frau darum gestritten. Bevor ich nach Hinterkaifeck kam, lernte ich den Händler Karl Burkhardt von Schrobenhausen kennen. In der Folgezeit knüpfte ich mit ihm ein Liebesverhältnis an, das nicht ohne Folgen blieb. Ich habe während meines Aufenthaltes in Hinterkaifeck ein Mädchen (Anna) geboren. Das Kind durfte ich mit Einwilligung des Gruber bei mir behalten. Mit anderen Männern als Burkhardt hatte ich keinen Geschlechtsverkehr. Nach Hinterkaifeck kam Burkhardt zu mir nie auf Besuch. Auch andere Männer haben auf dem Einödhof nicht verkehrt. Bekannt ist mir, dass Gruber einmal einen Beerensammler übernachten liess. Ein andermal verkaufte er an einen Händler aus Ingolstadt, Name unbekannt, verdorbenes Rinderschmalz.
Der Händler hat das Schmalz einige Tage später wieder zurückgebracht und Gruber heftige Vorwürfe gemacht.
Einige Zeit vor meinem Austritt bei Gruber kamen die Landwirtssöhne Josef und Andreas Thaler von Vorderkaifeck nachts gegen 12 Uhr zu mir ans Kammerfenster.
Sie baten mich, dass ich ihnen die Haustüre öffnen u. sie zu mir hereinlassen solle. An dem Fenster befand sich nämlich ein Drahtgitter. Die beiden fragten mich, wo Gruber und seine Angehörigen schlafen und wo er sein Geld aufbewahre. Josef Thaler äusserte hierauf: "Der Alte liegt bei der Jungen in den Ehebetten drinnen, die Alte liegt an der Wand und die Kinder schlafen unten bei den Füssen. Das Geld haben sie bei Tag im Ofenrohr und bei Nacht im Kommodekasten." Ich selbst habe bei Gruber weder Goldgeld, noch sonstige grössere Geldbeträge gesehen. Gegen 1 Uhr haben sich die beiden wieder entfernt. Nach etwa acht Tagen kamen sie wieder zu mir ans Kammerfenster. An diesem Abend gab sich Josef Thaler als Gröberner Xaver (Gröberhof) aus, Andreas Thaler hatte sich versteckt. Von den nächtlichen Besuchen der Thalerbuben habe ich meinen Dienstherrn unterrichtet.
Gruber warnte mich vor den beiden und gab mir zu verstehen, dass ich sie nicht hereinlassen solle, da ihm diese etwas stehlen könnten. Die Thalers waren in der Umgebung als Diebe bekannt. Einmal stahlen sie ein Schaf aus einem Pferch und ein andermal wollten sie ein Pferdegeschirr entwenden. Ich habe die beiden nicht in mein Zimmer hereingelassen. Gruber hat meines Wissens den Thalerbuben schon 1920 oder 1921 mit einem Gewehr zweimal nachgeschossen.
Dabei hat Gruber die Äusserung gebraucht: "Wenn ich nur den Langhaxigen einmal in die Füsse treffen könnte." Gemeint hatte er damit den Josef Thaler. Ich habe während meiner Dienstzeit bei Gruber und auch nachher niemanden erzählt, dass Gruber im Besitze von Geld sei. Angehörige von mir haben mich in Hinterkaifeck nicht besucht. Im Oktober 1921 bin ich bei Gruber ausgetreten.
Zu der Mordsache Hinterkaifeck bin ich kurz nach der Ermordung der Bewohner wiederholt von zwei Kriminalbeamten aus München vernommen worden. Diesen habe ich die gleichen Angaben gemacht. Die beiden Beamten haben mit auch eine mit Blut befleckte Kreuzhaue vorgezeigt. Ich habe diese nicht als Eigentum des Gruber erkannt. Gruber hat seine Werkzeugstiele meist selbst gefertigt.
Nach Verlassen der Dienststelle bei Gruber habe ich in Pobenhausen, A. G. Schrobenhausen, bei Kaspar Gall Wohnung genommen. Die Gebrüder Thaler haben mich gegen Ende 1922 beim Amtsgericht Schrobenhausen Beleidigungsklage gestellt, weil ich gegen sie den Mordverdacht äusserte. Ich wurde am 28. 2. 23 wegen Beleidigung mit einer Woche Gefängnis bestraft."

Schmid Kreszenz, geb. Rieger, hat vier Kinder ausserehelich geboren. Josef 1918, Viktoria 1921, Anna 1924 und Konrad 1925. Vorstrafen: 27. 5. 15 vom Schöffengericht Ingolstadt wegen Diebstahls 3 Wochen Gefängnis, 28. 2. 23 vom Amtsgericht Schrobenhausen wegen Beleidigung 1 Woche Gefängnis.
Josef und Andreas Thaler sind zur Mordsache Hinterkaifeck wiederholt einvernommen worden. Beweise, dass sie als Täter in Frage kommen, konnten jedoch nicht erbracht werden.



gez. Paulus, Kr. Komm.

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