Aussagen: 1933-12-18 Krammer Grassl Hammerschmied: Unterschied zwischen den Versionen

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Gelegentliche Erhebungen in o.S. teilte mir die Tändlerin <br>
Gelegentliche Erhebungen in o.S. teilte mir die Tändlerin <br>


Maria Graßl <br>
[[Personen: Graßl Maria | Maria Graßl]]<br>
66 Jahre alt, wohnhaft in Schrobenhausen, Hs.Nr. 232, mit:<br>
66 Jahre alt, wohnhaft in Schrobenhausen, Hs.Nr. 232, mit:<br>



Aktuelle Version vom 10. August 2019, 23:24 Uhr

Quelle

Staatsarchiv München

Detailinformationen

Datum

18.12.1933

Ort

Schrobenhausen

Zugegen/ Unterzeichner

Krammer Walburga,
Maria Graßl,
Pius Hammerschmied
Wiedmann K.
Stempfle
Moser Wilhelm
Dr. Karl Leibig , Regierungsrat
August Fauss, Kriminaloberinspektor

Inhalt

Aussagen der
Walburga Krammer
Maria Graßl und des
Pius Hammerschmied

Schrobenhausen, den 18.Dez. 1933


Niederschrift

Am Montag, den 18.Dezember 33 war Frau Walburga Krammer) aus Schrobenhausen (Wohnung bei Promoli Hennengasse) in der SA Dienststelle und im Büro des Sonderkommissars Wiedmann) in Schrobenhausen und machte folgende Aussagen, die sich auf den Mordüberfall in Kaifeck beziehen:

Ich war am 3. Februar 1924 bei der Beerdigung der verst. Josefa Ottilinger in Brunnen und traf in Brunnen mit den Schlittenlocher oder Schlittenbauer genannt“ Peter von Gröbern“ und ich äußerte im Lauf des Gesprächs, daß ich mich wundere, daß so viele gescheite Herrn im Gericht sitzen und doch nichts herauskommt – gemeint war der Mord in Kaifeck. Ich äußerte, daß doch unbedingt jemand das Vieh habe füttern müssen und die Sauen, sonst hätte das Vieh geschrieen und die Sauen hätten die Bruckprügel herausgeworfen.

Daraufhin sagte der“ Peter von Gröbern:“ Ja, wenn alle so gescheit wären, wie Du, dann hätten sie ihn schon erwischt. So aber haben sie ihn nicht erwischt.“ (Dabei zog er die Augenlider herab, bleckte die Zunge heraus und sagte: “Da ziehst Du es mir heraus.“). In den Vaterschaftssachen äußerte er, als die Ermordete sagte er solle Vater machen, er brauche ja nichts zahlen: „Ich mache den Vater, aber büßen müßt ihr es.“ (Er meinte den Gang – daß er mitgegangen ist – muß sie büßen.) Er selbst sagt, wer die umgebracht hat, hat keinen Mord begangen, sondern nur Blutschande ausgerottet.

Ein Nachtrag zum obigen:
Als ich die oben genannten Worte an den“ Peter von Gröbern“ richtete, war er furchtbar aufgeregt, so daß er das Messer, das ihm seine Frau zum Essen hinreichte, an die Wand warf, worauf seine Frau sagte:“ Nun, was hat er denn jetzt.“ Obige Aussage mache ich mit bestem Wissen und Gewissen und bestätige die Richtigkeit durch meine Unterschrift:

gez. Walburga Krammer

Bei obiger Aussage waren zugegen:


Sturmbannführer und Sonderkommissar:     Adjutant u. Scharführer:
gez. J. Wiedmann    gez. Stempfle



Nr. B 8.

Schrobenhausen, 3. Januar 1934

Gendarmeriehauptstation Schrobenhausen

An den
Herrn Oberstaatsanwalt im Landgerichte Augsburg

Betreff: Raubmord in Hinterkaifeck

Gelegentliche Erhebungen in o.S. teilte mir die Tändlerin

Maria Graßl
66 Jahre alt, wohnhaft in Schrobenhausen, Hs.Nr. 232, mit:

Ich war einmal und zwar in der Inflationszeit beim Hamstern. Dabei bin ich auch in des Anwesen Wendelin Kaspar in Waidhofen, Gem. Schrobenhausen, gekommen. Dessen Ehefrau fragte mich, was die Leute in Schrobenhausen über den Mord in Hinterkaifeck sagen.

Da ich auch einmal hörte, von wem weiß ich nicht mehr, daß Kaspar die Kaifecker erschlagen haben soll, sagte ich zur Frau Kaspar: Ja, da – Schrobenhausen meinend – sind wir halt der Meinung, daß Dein Mann gemacht hat und wenn er`s gemacht hat, so gehört er auch auf`s Brettl nauf. Wenn`s net wahr ist, daß er`s war, so ist`s recht hart für Euch, wenn die Leute so was reden.“ Frau Kaspar schrie ihrem Ehemann und kam dieser zugleich zur Stubentür herein: Sie sagte:“ Wendl do geh`rein und laß Dir von der Marie erzählen, was die Leut`in Schrobenhausen sagen.“ Ich erzählte es dann nochmals, wie ich schon angegeben habe. Kaspar sagte darauf kein Wort und ist wieder zur Türe hinaus in den Hof gegangen. Es wurde dann weiter nichts mehr gesprochen. Mir ist allerdings die Sache sehr verdächtig vorgekommen, weil Kaspar ohne ein Wort zu sagen wieder zur Türe hinaus gegangen ist, ohne sich zu verteidigen. Mehr kann ich nicht angeben.“

Weiters teilte mir der Gutsbesitzer
Pius Hammerschmied
47 Jahre alt, wohnhaft in Schrobenhausen, Hs.Nr. 367, mit:“ Am Donnerstag nach dem Mord in Hinterkaifeck – der Mord wurde in der Nacht zum 1.4.22 verübt – war der alte Freundl von Gröbern auf dem Schweinemarkt in Schrobenhausen. Freundl äußerte,- den Täter meinend – brauche man nur holen, der es war. Er meinte damit, wie ich aus seinen weiterem Gespräch entnahm, den Landwirt Lorenz Schlittenlacher, Hausname Perters in Gröbern. Vermutlich habe ich später auch wieder von dem Freundl erfahren, daß der Hackenstiel von der später gefundenen Hacke nicht gedreht, sondern handgearbeitet war, wie Schlittenlacher solche gefertigt hat.

Weiters erzählte Freundl, daß Schlittenlacher auch recht aufgeregt sich zeigte.

Dies habe ich später dem damaligen hies. Amtsgerichtsvorstand, dem inzwischen verst. Oberamtsrichter Hr. Schöntag erzählt mit der Bitte doch einmal diese Erzählung verfolgen zu lassen. Ob etwas und was geschehen, bzw. in dieser Sache unternommen wurde, weiß ich nicht. Die Erzählungen des Freundl hat auch der Gastwirt und Metzger Hans Freundl in Schrobenhausen mit angehört.

Auf Einvernahme des Gastwirts und Metzgers Hans Freundl in Schrobenhausen gab dieser an: „Es ist möglich, daß ich seinerzeit die Erzählungen meines Onkels dem inzwischen verst. Landwirt Johann Freundl von Gröbern auf dem hies. Schweinemarkt mit anhörte. Erinnern kann ich mich aber nicht mehr daran. Vor mehreren Jahren, wann es war vermag ich nicht mehr anzugeben, sagte dieser Freundl einmal zu mir, ich könnte es schon sagen, wenn ich möchte und wenn ich net schon so alt wäre. Er wollte damit sagen, wenigstens habe ich`s so aufgefaßt, daß er wisse wer der Täter von Kaifeck ist.

Etwas bestimmtes hat er nie gesagt. Richtig ist, daß man immer wieder hörte, daß Schlittenlacher Lorenz von Gröbern der Täter von Hinterkaifeck sein soll. Ich selbst aber vermag hiezu keinerlei Beweise zu liefern und sage auch nur das, was man immer draußen von den Leuten so hört. Mehr kann ich in dieser Sache nicht angeben.

Nachdem hier nicht bekannt ist, ob damals durch das hies. Gericht gegen Schlittenlacher Erhebungen eingeleitet wurden, wird hierüber berichtet. Gez. Wilhelm Moser, HW.u.StF.
C 3,17/34.

Mit 1 Beil.u.2 Bd.ErmAkten (2456/22 usw. A 1368/30 usw.)
An die Polizeidirektion – Landeskriminalpolizei – München
Zur Kenntnisnahme. Sind dort Einvernahmen des Johann Freundl bekannt?

Augsburg, 11. Januar 1934
Der Oberstaatsanwalt
Unterschrift



Dst. 316.

Es erübrigt sich, auf die völlig wertlosen Angaben der Walburga Krammer näher einzugehen. Aber auch auf Grund der Angaben der Maria Graßl und des Pius Hammerschmied kann weder gegen Wendelin Kaspar noch gegen Lorenz Schlittenbauer vorgegangen werden.

Der Dienstknecht Georg Siegl hat am 5.7.23 angegeben, Andreas Gruber habe den Stiel der Ende Februar 23 aufgefundenen Haue selbst geschnitzt. Gruber soll auch auf unfachmännische Weise die Haue am Stiel befestigt haben.

Von einer Einvernahme des Johann Freundl ist hier nichts bekannt.



Mit 2 der Akten
An den Herrn Oberstaatsanwalt
Bei dem Landgerichte Augsburg

zurück.
München, den 22. Januar 1934
Polizeidirektion
I.A.
gez. Dr. Leibig


Dst. 316.

Zu den Verhandlungen: Sechsfacher Mord in Hinter-Kaifeck

München, den 22. Januar 1934
Polizeidirektion
I.A.
gez. Fauss

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

Fragen/Bemerkungen