Aussagen: 1934-04-05 Bohner Heinz

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Quelle

Staatsarchiv München

Detailinformationen

Aussage des in Polizeiarrest befindlichen Kaufmann`s Heinz Bohner

Datum

05.04.1934

Ort

München

Zugegen

Heinz Bohner, Kaufmann
unbekannter Protokollant

Inhalt

Der z. Zt. In Schutzhaft im Polizeiarrest befindliche verh. Kaufmann Heinz Bohner,

geb. 18.5.1900 in München, deutscher RA., ständige Wohnung: Kunigundenstr. 32/1, gibt am 5.4.34 bei der Dst. 316 an:

„Ich mache unter der Voraussetzung, daß mein Name verschwiegen wird und meine Angaben vertraulich behandelt werden, Aussagen über ein Gespräch, das im Münchner Polizeiarrest zwischen 10. und 20.3.33 geführt wurde. Seinerzeit war ich hier in Schubhaft. Ich kam von Mannheim, war mehrere Tage hier und kam dann wieder nach Mannheim zurück.

In der Schubzelle waren damals 20-30 Gefangene untergebracht. Eines Tages, also im März 33, erzählte ein gewisser Franz Erhardt einem anderen Gefangenen von einem mehrfachen Mord. Der andere Gefangene war ziemlich klein, etwa 160-165 cm groß, schmächtig, 40-50 Jahre alt, spärliches blondes, zurückgekämmtes Haar, graue oder blaue Augen, mageres Gesicht, soll in der Druckerei des Zuchthauses Straubing beschäftigt gewesen sein, hatte im März 33 in München Verhandlung wegen Gefangenenbefreiung, glaublich in Ebersberg hat dieser einen Gefängnisbeamten eingesperrt und ist dann geflüchtet.

Erhardt hat folgendes erzählt: Vor einiger Zeit sei ein mehrfacher Mord vorgekommen, entweder auf einer Einöde oder einem abgelegenen Hause. Es war auf dem Lande und zwar in Bayern. Es sollen mehrere Personen, darunter auch ein kleines Kind umgebracht worden sein, das in der Wiege lag. Auf welche Weise der Mord ausgeführt wurde, hat Erhardt nicht direkt angegeben. Er sprach von einer Hacke, die in einem Stall gewesen sein soll. Nach der Äußerung des Erhardt wäre man schon daraufgekommen, wenn man die Hacke genau angesehen hätte. Das Geld soll nicht gefunden worden sein oder von den Tätern – Zahl nicht bekannt – mitgenommen worden sein.

Erhardt hat behauptet, er wäre im Stande, den Mord zu klären. Für die Klärung des Mordes soll eine Belohnung ausgesetzt worden sein.

Wenn ich mich recht erinnere, hat Erhardt auch von einem unteren Beamten gesprochen, der gewußt hätte, warum das Geld nicht mitgenommen wurde. Dieser Beamte soll auch einvernommen worden sein. Anscheinend war dieser Beamte an dem Mord beteiligt. Näheres kann ich über diesen Beamten nicht angeben.

Ich kann mich heute an weitere Einzelheiten der Erzählung des Erhardt nicht erinnern. Offenbar war es bei diesem Mord auf das Geld abgesehen. Ich weiß nicht, ob andere Schubgefangene das Gespräch mit angehört haben.

Ich hatte den Eindruck, daß Erhardt nicht Täter ist, daß er aber soviel weiß, daß durch sein Wissen die Mordsache geklärt werden könnte.

Sonst kann ich zur Sache nichts sagen.

Ich werde voraussichtlich noch 3 Tage im Polizeiarrest sein, komme dann nach Stadelheim und soll hierauf nach Mannheim verschubt werden. Ich verbüße bis Nov. 34 in der Landesgefangenenanstalt Baden in Mannheim eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren wegen Beihilfe zum Konkursvergehen. Meine Angaben entsprechen der Wahrheit. Ich habe keinerlei finanzielles Interesse an der Klärung des Falles. Ich will nicht als Zeuge auftreten.

V.g.u.u.

gez. Heinz Bohner

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

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