Berichte: 1922-04-10 Schneider: Unterschied zwischen den Versionen

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Betreff: Mord in Hinterkaifeck.
Betreff: Mord in Hinterkaifeck.
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Die Erhebungen nach dem Täter, oder den Tätern waren bis jetzt ohne Erfolg. Es dürfte jedoch nunmehr kein Zweifel<br>darüber bestehen, daß es sich um Raubmord handelt, da außer den vorgefundenen 1880 M in Gold und 85 M in Silber gewiß noch größere Beträge in Papiergeld, die jetzt fehlen, vorhanden waren, zumal Gruber das Bauen vor hatte.<br>Am 4. ds.Mts. abends gegen 8 1/2 Uhr kamen 2 Mannspersonen zur Behausung des Landwirts Stadler in Hohenried, nicht weit von Kaifeck, klopften an das Fenster und ersuchten den Stadler, er möchte ihnen den Weg nach Pobenhausen zeigen. Als Stadler die Haustüre öffnete, erhielt er mit einem harten Gegenstand einen heftigen Schlag auf den Kopf, daß er bewußtlos zu Boden fiel. Die Ehefrau des Stadler entfloh durch die hintere Haustüre und holte von dem nahe gelegenen Bahnhof Niederarnbach Hilfe herbei. Bis diese erschien, waren die zwei Mannspersonen verschwunden. Dieselben hatten inzwischen ungefähr 2100 M in Papiergeld entwendet.<br>Außerdem soll am 1.IV.22 in Haugau B.A. Ingolstadt bei dem Söldner Kögl ein Raubüberfall versucht worden sein.<br>Die am 8. ds.Mrs. erbetene Landespolizei ist am 0. ds.Mts. vormittags unter Führung des Polizeimajors Mayer und des Polizeihauptmanns Ried in Stärke von 56 Beamten mit einem Polizeihund hier eingetroffen und hat gestern Waldstreifen vorgenommen. Heute vormittags wurden Ortschaften im Donaumoos durchsucht. Es wird gebeten, die ganze Abteilung zur Vornahme weiterer Streifen bis 12. ds.Mts. und einen Teil, etwa 28 Mann, zur Verstärkung der Gendarmeriestationen Berg im Gau, Hohenwart und Schrobenhausen, Bez.Amt Schrobenhausen, und der Gend. Stationen Bruck, Karlshuld, Karlskron und Ludwigsmoos bis 22 ds.Mts. zu belassen. Die Anwesenheit der Landespolizei wirkt zweifellos beruhigend auf die Bevölkerung ein.
Die Erhebungen nach dem Täter, oder den Tätern waren bis jetzt ohne Erfolg. Es dürfte jedoch nunmehr kein Zweifel<br>darüber bestehen, daß es sich um Raubmord handelt, da außer den vorgefundenen 1880 M in Gold und 85 M in Silber gewiß noch größere Beträge in Papiergeld, die jetzt fehlen, vorhanden waren, zumal Gruber das Bauen vor hatte.<br>Am 4. ds.Mts. abends gegen 8 1/2 Uhr kamen 2 Mannspersonen zur Behausung des Landwirts Stadler in Hohenried, nicht weit von Kaifeck, klopften an das Fenster und ersuchten den Stadler, er möchte ihnen den Weg nach Pobenhausen zeigen. Als Stadler die Haustüre öffnete, erhielt er mit einem harten Gegenstand einen heftigen Schlag auf den Kopf, daß er bewußtlos zu Boden fiel. Die Ehefrau des Stadler entfloh durch die hintere Haustüre und holte von dem nahe gelegenen Bahnhof Niederarnbach Hilfe herbei. Bis diese erschien, waren die zwei Mannspersonen verschwunden. Dieselben hatten inzwischen ungefähr 2100 M in Papiergeld entwendet.<br>Außerdem soll am 1.IV.22 in Haugau B.A. Ingolstadt bei dem Söldner Kögl ein Raubüberfall versucht worden sein.<br>Die am 8. ds.Mts. erbetene Landespolizei ist am 9. ds.Mts. vormittags unter Führung des Polizeimajors Mayer und des Polizeihauptmanns Ried in Stärke von 56 Beamten mit einem Polizeihund hier eingetroffen und hat gestern Waldstreifen vorgenommen. Heute vormittags wurden Ortschaften im Donaumoos durchsucht. Es wird gebeten, die ganze Abteilung zur Vornahme weiterer Streifen bis 12. ds.Mts. und einen Teil, etwa 28 Mann, zur Verstärkung der Gendarmeriestationen Berg im Gau, Hohenwart und Schrobenhausen, Bez.Amt Schrobenhausen, und der Gend. Stationen Bruck, Karlshuld, Karlskron und Ludwigsmoos bis 22 ds.Mts. zu belassen. Die Anwesenheit der Landespolizei wirkt zweifellos beruhigend auf die Bevölkerung ein.
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Schließlich erlaube ich mir um die alsbaldige Errichtung der schon länger beantragten Gendarmeriestation Niederarnbach zu bitten.
Schließlich erlaube ich mir um die alsbaldige Errichtung der schon länger beantragten Gendarmeriestation Niederarnbach zu bitten.

Version vom 3. Oktober 2017, 21:07 Uhr

Schreiben Bezirksamt Schrobenhausen vom 5.4.1922

Quelle

Staatsarchiv München: LRA_59666

Detailinformationen

Datum

10.04.1922

Ort

Schrobenhausen

Autor/Funktion

Schneider, Bezirksamt

Inhalt

Nr. 1672 I. An die Regierung von Oberbayern,
Kammer des Innern.


Betreff: Mord in Hinterkaifeck.

Die Erhebungen nach dem Täter, oder den Tätern waren bis jetzt ohne Erfolg. Es dürfte jedoch nunmehr kein Zweifel
darüber bestehen, daß es sich um Raubmord handelt, da außer den vorgefundenen 1880 M in Gold und 85 M in Silber gewiß noch größere Beträge in Papiergeld, die jetzt fehlen, vorhanden waren, zumal Gruber das Bauen vor hatte.
Am 4. ds.Mts. abends gegen 8 1/2 Uhr kamen 2 Mannspersonen zur Behausung des Landwirts Stadler in Hohenried, nicht weit von Kaifeck, klopften an das Fenster und ersuchten den Stadler, er möchte ihnen den Weg nach Pobenhausen zeigen. Als Stadler die Haustüre öffnete, erhielt er mit einem harten Gegenstand einen heftigen Schlag auf den Kopf, daß er bewußtlos zu Boden fiel. Die Ehefrau des Stadler entfloh durch die hintere Haustüre und holte von dem nahe gelegenen Bahnhof Niederarnbach Hilfe herbei. Bis diese erschien, waren die zwei Mannspersonen verschwunden. Dieselben hatten inzwischen ungefähr 2100 M in Papiergeld entwendet.
Außerdem soll am 1.IV.22 in Haugau B.A. Ingolstadt bei dem Söldner Kögl ein Raubüberfall versucht worden sein.
Die am 8. ds.Mts. erbetene Landespolizei ist am 9. ds.Mts. vormittags unter Führung des Polizeimajors Mayer und des Polizeihauptmanns Ried in Stärke von 56 Beamten mit einem Polizeihund hier eingetroffen und hat gestern Waldstreifen vorgenommen. Heute vormittags wurden Ortschaften im Donaumoos durchsucht. Es wird gebeten, die ganze Abteilung zur Vornahme weiterer Streifen bis 12. ds.Mts. und einen Teil, etwa 28 Mann, zur Verstärkung der Gendarmeriestationen Berg im Gau, Hohenwart und Schrobenhausen, Bez.Amt Schrobenhausen, und der Gend. Stationen Bruck, Karlshuld, Karlskron und Ludwigsmoos bis 22 ds.Mts. zu belassen. Die Anwesenheit der Landespolizei wirkt zweifellos beruhigend auf die Bevölkerung ein.
Schließlich erlaube ich mir um die alsbaldige Errichtung der schon länger beantragten Gendarmeriestation Niederarnbach zu bitten.

Schrobenhausen, den 10. IV. 1922
Bezirksamt:
Schneider


[Anm.: Stempel]
Geschrieben am: 10.IV.22
Befördert am 10.4.1922