Dokumente: 1952-05-16 Vernehmungsniederschrift Anton Gump

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Vernehmungsniederschrift Anton Gump

Detailinformationen

Datum

16.05.1952

Ort

Donauwörth

Art des Dokumentes

Vernehmungsniederschrift

Verfasser

StA Dr. Popp
Nußbaum OKomm.d.LP

Verfasst für

Landespolizei Bayern z.Z. Donauwörth

Quelle

Staatsarchiv Augsburg, 1 Js 244/51

Inhalt

Landpolizei B a y e r n z. Zt. Donauwörth, den 16.5.1952
Chefdienststelle Schwaben
-Kriminalstelle-

Vernehmungsniederschrift

Vorgeführt im AGGfs. Donauwörth erscheint der Untersuchungsgefangene Anton Gump und gibt, nachdem ihm der Gegenstand der Vernehmung bekanntgegeben und er zur Wahrheitsangabe ermahnt worden war, folgendes an: Er erklärt auf Befragen des Herrn StA. Dr. Popp nachstehendes:

I. Zur Person:

G u m p, Vorname Anton, verh. Angestellter, geb. 11.6.1887 in Karlskron, LK.Neuburg/Do., wohnhaft in Ingolstadt,
Griesmühlstr. 5, z.Zt. in AGGfs. Donauwörth inhaftiert wegen Verdacht des Mordes.

II. Zur Sache:
„Ich werde bei der Vernehmung die Wahrheit sprechen. Ich kann jedoch weiter nichts sagen, als was ich bereits bei meiner ersten Vernehmung in Ingolstadt angegeben habe. Ich habe mich in der Zwischenzeit nicht entsinnen können, daß ich etwas Unwahres ausgesagt hätte.

A.F.: Ich war später bei meinem Bruder Adolf in der Gegend bei Hinterkaifeck. Wenn mir vorgehalten wird, daß ich schon früher dort war, also schon vor der Mordtat, so muß ich das verneinen. Ich war im Herbst 1922 dort. Ich kann aber die Ortschaft, in der ich meinen Bruder besucht habe, nicht nennen. Ich fuhr damals mit meinem Fahrrad dorthin und fuhr von Ingolstadt nach Pobenhausen-Kaltenherberg-Brunnen. Nun weiß ich nicht mehr, bin ich schon in Brunnen links weggefahren, oder fuhr ich erst in Edelshausen links. Bei meinem Bruder Adolf habe ich eine Gans und Äpfel geholt. Mein Bruder war vorher bei mir in Ingolstadt zu Besuch und sagte, daß ich bei ihm an jenem Ort (den Ortsnamen weiß ich nicht mehr) diese Lebensmittel holen könne. Wielange vorher mein Bruder bei mir in Ingolstadt war, bevor ich diese Fahrt ausgeführt habe, kann ich nicht mehr sagen. Bei dem Besuch meines Bruders in Ingolstadt war auch meine Frau anwesend. Er hat wohl gesagt, wo ich zu ihm hinfahren soll, wie der Ort heißt usw., aber ich kann den Ortsnamen nicht mehr nennen. Wie gesagt, liegt der Ort links von Brunnen bzw. Edelshausen. Ich weiß es aber nicht mehr, wie der Ort heißt. Mein Bruder war damals in einem Bauernanwesen. Er hatte eine Frau -ob Geliebte oder Ehefrau- weiß ich nicht, bei sich. Diese Frau habe ich schon vorher in Ingolstadt bei meinem Bruder gesehen. Wie die Frau heißt, weiß ich nicht. Ich glaube, daß Adolf damals mit dieser Frau bei mir übernacht war. Es ist möglich, daß diese Frau auch nach dem Gansholen nochmals bei mir in Ingolstadt war. Ich kann es aber nicht mit Bestimmtheit sagen.
A.F.: Es ist möglich, daß die Frau mit dem Vornamen Leni geheißen hat. Ich weiß es aber nicht. Diesen Namen habe ich bei der Vernehmung erfahren. Ich kann mich auch nicht erinnern, wie mein Bruder Adolf diese Frau immer angesprochen hat. Was mein Bruder für die Gans bezahlte, weiß ich nicht.
Ich habe jedenfalls nichts dafür bezahlen müssen. Richtig ist, daß ich meinen Bruder scheinhalber fragte, was ich schuldig sei. Bei dem Besuch bei meinem Bruder habe ich im Stall übernachtet. Mein Bruder Adolf und das Fräulein waren auch dabei. Wir lagen zu dritt im Stallgang. Ich kann nicht sagen, wie lange mein Bruder Adolf bei diesem Bauern, wo ich mit ihm übernachtet habe, und überhaupt in der dortigen Gegend war. Ich kann weiter nicht sagen, woher mein Bruder gekommen ist und wo er nachher hingezogen ist. Jedenfalls sagte mir mein Bruder bei meinem Besuch, daß da nicht weit von hier der Mord begangen worden sei, wo diese Leute umgebracht worden sind. Zu mir sagte mein Bruder nichts, daß er die ermordete junge Bäuerin gekannt hat.
Es ist richtig, daß ich bei meiner ersten Vernehmung nichts davon erwähnt habe, daß ich meinen Bruder in der Gegend von Hinterkaifeck, anläßlich der Abholung von Lebensmitteln (Gans und Äpfel) besucht habe. Ich habe mich momentan wegen meines Verdachtes nicht fassen können und konnte mich an diese Einzelheiten nicht mehr erinnern. Erst durch das Nachdenken fiel mir dies ein.
Ich bin mit meinem Bruder Adolf nirgends hingefahren, weder früher einmal, noch dort bei dem Besuch, noch später einmal. Ich habe nichts zum verdecken und spreche die reine Wahrheit, soweit ich mich an Einzelheiten noch erinnern kann.
Wenn mir vorgehalten wird, daß ich schon im Herbst 1921 oder im Frühjahr 1922 vor der Tat bei meinem Bruder in der dortigen Gegend zu Besuch war, so erwähne ich, daß dies nicht zutrifft. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, daß ich schon vor Herbst 1922 in die dortigen Gegend gekommen bin. Meine Frau kann in dieser Beziehung auch keine anderen Angaben machen. Wenn sie sagt, daß die Gans von der Geliebten des Adolf bei uns in Ingolstadt abgegeben wurde, so weiß ich nicht, wie ich dies deuten soll. Ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, daß ich im April 1922 bei meinem Bruder war. Ich habe auch niemanden erzählt, daß ich 4 Tage nach der Tat in Hinterkaifeck war.
Waidhofen selbst kenne nur diese Ortschaft in der Nähe von Hinterkaifeck. Dies deshalb, weil ich ja dort die Gans geholt habe. Es kann auch möglich sein, daß diese Ortschaft Waidhofen geheißen hat - müßte das Waidhofen gewesen sein, wo ich war? An eine Kirche, an einen Friedhof, an eine Schule, oder an ein Wirtshaus, in der Ortschaft, wo ich meinen Bruder besucht habe, kann ich mich nicht erinnern. Ich bin damals spät hingekommen und Adolf und ich haben in diesem Ort keine Gastwirtschaft besucht. Ich wollte zunächst noch am gleichen Tag wieder heimfahren, aber die Gans war noch nicht fertig. Es ist möglich, daß ich mir auf der Hinfahrt, schon in Probenhausen, ein Glas Bier gekauft habe. Wie ich bereits gesagt habe, schlief ich damals mit meinem Bruder und der Frau im Stall. Wir haben auf Stroh geschlafen. Ich wollte zuerst schon ein Bett haben, aber mein Bruder sagte, daß wir hier schlafen. Zugedeckt haben wir uns mit Decken, welche mein Bruder gebracht hat. Den Bauern von diesem Anwesen habe ich nicht gesehen.<r> Was in Hinterkaifeck seinerzeit gestohlen wurde, weiß ich nicht. Ich habe auch niemals etwas gesagt von Kleidern und Schmuck. Wie könnte ich dies auch sagen, ich habe ja nichts gesehen. Ich habe auch nicht gesagt, daß ich wegen meiner Frau nichts nach Hause hätte bringen dürfen. (Anmerkung: links handschriftlich daneben: am 24.5.52 zugegeben, Handzeichen Popp)
Wie mein Bruder Adolf gestorben ist, weiß ich nicht. Mir ist auch nichts bekannt, ob dieser vor seinem Tod noch etwas ausgesagt hat. Ich habe jedenfalls in dieser Hinsicht keinne Befürchtungen, mein Bruder konnte mich nicht belasten so wahr ich hier sitze.
Es ist richtig, daß ich in der Gegend von Hohenwart einmal war. Meine Frau, Frau Lina Wurfbann, wohnhaft in Ingolstadt, Pfarrgasse 1 oder 3, und ich waren einmal in Hohenwart bei Schwarzbeeren suchen. Dort habe ich keine Ortschaft gesehen. Ich habe auch Waidhofen damals nicht gesehen. Wie ich schon immer gesagt habe, ich weiß Waidhofen nicht. Wenn ich in Hohenwart wäre, müßte ich erst fragen, wohin ich gehen müßte, wenn ich nach Waidhofen gehen sollte. Es ist richtig, daß ich in Hohenried war. Dennoch kann ich mich an den Ort Waidhofen nicht entsinnen. Wie lange mein Bruder Adolf in der Gegend von Hinterkaifeck war, kann ich nicht sagen. Ich sagte ja schon, daß ich den Aufenthaltsort meines Bruders nie gewußt habe.
Daß ich zu meinem Bruder in der Gegend von Hinterkaifeck gefahren bin, trifft zu. Mein Bruder war ja vorher bei mir in Ingolstadt und sagte mir, wohin ich fahren müsse. Ich weiß aber heute diesen Ort nicht mehr.
Wie käme ich dazu, zu sagen, daß die Geliebte meines Bruders Adolf bei dem Mord in Hinterkaifeck dabei gewesen ist bezw. mit im Spiele sei? Wenn mir vorgehalten wird, daß mein Bruder auf dem Sterbebett erhebliche Angaben machte, dann erwidere ich, daß mein Bruder nicht sagen konnte, daß weder mein Bruder noch ich oder eine andere Person-- ich bin unschuldig. Ich habe an diesem Mord nichts zu tun gehabt.
(Gegenüberstellung mit dem Zeugen Strobel)
Ich war nicht dabei, ich bin unschuldig. Wenn sie sagen, daß ich einem Gefangenen gegenüber über den Fall erzählt habe, so trifft dies nicht zu. Ich kann doch von dem Fall in Hinterkaifeck nichts erzählen, ich weiß nur das, was in den Zeitungen gestanden ist. Ich habe den Mord nicht begangen und habe auch niemals einen solchen Gedanken geführt. Ermordet wurden damals die alte Frau, der alte Herr, die junge Frau, die Dienstmagd und 2 Kinder.
Ich habe es nicht gewußt, daß die alte Frau noch nicht gestorben war. Der Untersuchungsrichter in Ingolstadt hat mir gesagt, daß 6 Personen ermordet wurden. Wir, Strobel und ich, haben darüber gesprochen, dann habe ich gesagt, ich dürfte ja gar nichts heimbringen, meine Frau würde so etwas nicht dulden. Wenn ich von Schmuck und Kleidern gesprochen habe, dann sagte ich dies auf die Frage zu Strobel, ob etwas geraubt worden ist. Damals wurde allerlei gesprochen. Ich sagte, daß doch ein Raubmord vorliegt. Ich kann mich aber nicht mehr daran erinnern, daß ich den Ausruck, Kleider und Schmuck, gebraucht habe. Wie könnte ich dies auch, ich weiß ja nicht, was auf dem Hof da war. Uhren gehören auch zum Schmuck. Ich war nicht dabei und ich bin daher meiner Sache ganz sicher. Wegen dem Kind hat der Zeuge Strobel zu reden angefangen. Ich möchte betonen, daß er dieses Thema angeschnitten hat. Ich habe dann gesagt, daß ein kleines Kind noch da war, weil doch dieses auch umgekommen ist. Ich habe auch gesagt, es ist gemunkelt worden, daß dieses Kind nicht von dem Bauern gewesen sein soll, weil dieser schon längere Zeit vorher vermißt war. Das ist doch auch in den Zeitungen gestanden. Ich habe ja auch gesagt, daß dieses Kind auf moralisch-grausame Weise umgebracht wurde.
Das kann mein Bruder nicht sagen und nicht gesagt haben, daß ich an der Tat beteiligt war. Wer beteiligt war, weiß ich nicht. Mein Bruder kann dies deshalb nicht sagen, weil ich nicht beteiligt war. Ich kann auch nicht sagen, ob mein Bruder Adolf diese Tat allein ausgeführt hat. Ich mute ihm auch eine solche Tat nicht zu. Er war wohl beim Militär streng, aber soviel ich ihn gekannt habe, war er in Wirklichkeit nicht so. Ich rechne, daß ich bald wieder auf freien Fuß gesetzt werde, weil ich unschuldig bin. Ich kann nur sagen, so wahr ich hier sitze, ich habe ein reines Gewissen und war nicht beteiligt, ich bin unschuldig. Wenn mein Bruder dies am Sterben gesagt hat, daß ich beteiligt gewesen sei, so kann ich nur sagen, daß ich nicht dabei gewesen bin. Richtig ist, daß ich der Anton Gump bin. Ich bin aber an der Mordtat in Hinterkaifeck nicht beteiligt gewesen.
Wenn mir vorgehalten wird, daß ich bei der ersten Vernehmung in Ingolstadt über meinen Besuch bei Adolf in der Gegend von Hinterkaifeck geschwiegen habe, so sage ich, daaß mir dies damals nicht eingefallen ist. Ich habe mir aber gesagt, daß ich dies der Polizei mitteilen müsse und habe deshalb auch um meine Vernehmung in Augsburg gebeten. Ich habe auch gesagt, daß die Gans und die Äpfel ich beim Adolf geholt und nach Hause gebracht habe. Wir haben im Jahr etwa 1 oder 2 Gänse gegessen. Von meinen Schwiegereltern habe ich auch jeweils eine Gans bekommen. Ich weiß also nicht, daß die Geliebte des Adolf in meine Wohnung in Ingolstadt eine Gans gebracht hat. Wie mein Bruder Adolf zur fragl. Gans, welche ich bei ihm abholte, gekommen ist, weiß ich nicht.
Wenn mir vorgehalten wird, daß ich bei meiner ersten Vernehmung sagte, ich hätte zur damaligen Zeit noch kein Fahrrad gehabt, so erwähne ich, daß es möglich ist, daß ich mit dem Fahrrad meiner Frau gefahren bin. Den Ort Gröbern weiß ich nicht. Waidhofen ---- ich weiß nicht, ob es sich bei dem Ort, an dem ich Adolf besuchte, um Gröbern oder Waidhofen gehandelt hat. Ich bin seit dieser Zeit nicht mehr dorthin gekommen und weiß auch gar nicht-- ich kann nicht sagen, war es Gröbern oder Waidhofen. Ja von Brunnen geht die Hauptstraße rauf. Ich habe nur einmal eine Gans bei meinem Bruder geholt. Der Ort Tegernbach --nein, ich glaube, wenn mir recht ist, war es auch nicht, wo mein Bruder war. Ich weiß ja nicht mehr, bin ich von Brunnen oder von Edelshausen links weggefahren. Und wenn ich erschlagen werde, ich kann es nicht behaupten. Es ist richtig, daß ich mit 16 oder 17 Jahren in der dortigen Gegend im Dienst war. Ich bin aber nicht nach Waidhofen gekommen. Die Möglichkeit besteht, daß dieser Name schon einmal gefallen ist. Der Ort, an welchem ich meinen Bruder besuchte, war ein größerer Ort. Unter größerem Ort verstehe ich 40 - 50 Anwesen. Als ich zu meinem Bruder hinkam, war es schon gegen [sic!] Abend. Ich mußte nicht erst durch die Ortschaft fahren, sondern kam direkt zu dem Anwesen von der Strasse aus, in welchem mein Bruder wohnte. Das Anwesen Hinterkaifeck kann es nicht gewesen sein, weil es doch in einer Ortschaft war.
(Gump Anton erhielt die Vernehmungsniederschrift des Zeugen Strobel zum Lesen)
Er behauptet, daß das Datum (13. u. 14.4.22) nicht stimmt. Er gibt dazu an, daß ihm das Datum der Tat ja gar nicht bekannt sei. Weiterhin sei nicht richtig, daß sein Bruder mit dem Beil erschlagen wurde. Nicht richtig ist auch, daß er 4 Tage nach dem Mord in das Anwesen Hinterkaifeck gekommen ist. Gump will ferner nicht gesagt haben, daß die Frau (Geliebte des Adolf) mti dem Mordgeschehen in Hinterkaifeck im Zusammenhang stehe. Er will ebenfalls nichts davon gesagt haben, daß diese Frau eine diesbezl. Anzeige gemacht hat. Gump stellte weiterhin in Abrede, daß sein Bruder Adolf am Sterbebett etwas ausgesagt hat, und wenn ja, stellt er in Frage, ob die Geistlichen schweigen. Gump gibt zu, daß sein Bruder ein strenger Vorgesetzter war.
Gump erklärt weiter: "Ich habe meinen Bruder Adolf nicht um die Gans angegangen. Es war so, daß er mir diese angeboten hat. Es ist richtig, daß einige Male in Ingolstadt in meiner Wohnung die Ingolstädter Polizei nach meinem Bruder gefragt hat. Warum diese meinen Bruder benötigt hätten, weiß ich nicht. Als er dann wieder zu mir kam, hat ihm meine Frau erzählt, daß die Polizei nach ihm gefragt habe. Adolf sagte, daß er etwas Wichtiges zu tun habe und hielt sich damals nur sehr kurz in unserer Wohnung auf. Er fuhr bald wieder weg. Es ist richtig, daß ich meinen Vater in Kranzberg einige Male besucht habe. Da war auch meine Frau dabei. Später war ich einmal allein dort und wollte meinen Vater zum 80. Geburtstag gratulieren. Damals bekam ich Streit mit Adolf, weil er unsere Mutter verleumdet hat. Sie soll es mit anderen Männern gehabt haben. Der Bauer Thoma von Kranzberg kann dies bezeugen.
Ich habe schon einige Male erwähnt, daß ich hier vollkommen unschuldig bin. Ich weiß aber nicht, ich brauche Zeugen, die beweisen können, daß ich damals in Arbeit war und dort nicht gewesen bin. Ich weiß auch nicht, an welchem Wochentag die Tat verübt wurde. Es ist möglich, daß ich im Jahre 1922 nicht in vollen Wochen in Arbeit gestanden bin. Ich kann ja auch krank gewesen sein. Seit Sept.21 war ich ja bei der Despag. Ich muß zugeben, daß ich im Herbst 22 fortgefahren bin. Wie es aber damals wegen meines Arbeitsverhältnisses war, weiß ich nicht.
Ob meinem Bruder Adolf die junge Frau vom Anwesen Hinterkaifeck bekannt war, weiß ich nicht. Er sagte nichts darüber zu mir. Der Hof Hinterkaifeck wurde abgerissen.
Mir ist nichts bekannt, daß zwischen der Geliebten meines Bruders Adolf und der jungen Bäuerin von Hinterkaifeck eine Eifersucht oder etwas anderes war. Ich wußte jan gar nicht, ob mein Bruder Adolf oder seine damalige Geliebte oder Frau die Bäuerin gekannt haben. Die Geliebte des Adolf hat zur mir nie etwas darüber gesagt. Es ist richtig, daß ich sagte, daß ich nicht weiß, ob das kleine Kind von meinem Bruder Adolf gezeugt wurde. Richtig ist, daß ich gesagt habe zur Blutprobe war es bei der Auffindung der Leichen schon zu spät. Die Tat wurde erst 3 Tage später entdeckt und das Blut war zu dieser Zeit schon gestockt. Es ist nicht richtig, daß ich sagte, der Adolf hatte den jungen Bauern von Hinterkaifeck gekannt (Dieser Satz ist im Protokoll des Strobel zu streichen).
Gänzlich ausgeschlossen ist, daß ich mit meinem Bruder oder jemand anderem über die Mordtat etwas ausgemacht habe. Ich kann immer nur sagen, daß ich nicht dabei war und von der ganzen Sache nichts gewußt habe. Meine eigene Frau kann nichts sagen, die weiß so wenig wie ich. Die fragl. Gans habe ich heimgebracht. Die wurde mir von der Freundin des Adolf im oder vor dem Stall des Anwesens übergeben. Wie diese Frau geheißen hat, kann ich nicht sagen. Ich habe mich für die Person nicht interessiert. Nach dieser Gansgeschichte habe ich meinen Bruder wieder in Ingolstadt getroffen. Er besuchte uns damals. Meines Erachtens habe ich dann diese Frau dann überhaupt nicht mehr gesehen. Es trifft zu, daß die Frau einmal um Hemden für Adolf bei mir bezw. meiner Frau angehalten hat. Ich weiß aber nicht, ob meine Frau ihr solche gab. Ich kann nicht sgen, ob diese Frau dann noch einmal bei uns war. Wenn ich es wüßte, würde ich es ja sagen. Bei dieser Frau handelt es sich immer um eine [sic!] und dieselbe Person, mit der Adolf zuvor einmal bei uns war und die mir dann die Gans gegeben hat. Wielange der Adolf mit dieser Frau gegangen ist, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht,, ober er sie schon im Jahre 1921 gekannt hat und ob beide damals uns in Ingolstadt schon besucht haben. Ich kann auch nicht sagen, wann die Frau vor der Tat das letztemal bei uns war. Es müßte evtl. im März oder April 1922 gewesesen sein. Wo diese Frau hingekommen ist, weiß ich nicht. Ob Adolf schon vor der Tat in der Gegend in Hinterkaifeck war, weiß ich nicht. Der Zeuge Strobel sagte mir, daß er in der Zeitung gelesen habe, daß auch ein kleines Kind auf dem Hof dagewesen ist. Er sagte auch, daß diese Kind nicht mehr vom Bauern erzeugt worden sein könne. Ich sagte dann, daß man dagegen evtl. eine Eifersuchtstat annehmen kann. Wer gegen wen geifert hat, weiß ich nicht. Von der Eifersucht wurde auch im Volksmund gesprochen. Wenn die Frau des Adolf über die Tat etwas ausgesagt hat, so kann dies alles stimmen, nicht aber, wenn sie sagt, daß ich dabei gewesen bin. Ich habe weder zugesehen, oder mitgeholfen, noch weiß ich etwas von der Tat, so wahr ich hier sitze, ich war nicht beteiligt. Mir wird ja nichts mehr geglaubt. Ich habe nicht ein einziges Wort zum Lügen. Ich bedaure es heute, daß mir seinerzeit nicht eingefallen ist, daß ich die Gans geholt habe.
A.F.: Ich habe in dieser Sache nicht zu verantworten und wenn ich Pech haben sollte, daß ich verurteilt werde, dann bin ich unschuldig. Wenn Zeugen gegen mich aussagen, dann kann ich nicht helfen, diese Leute lügen aber. Der Zeuge Strobel hat ja auch die ganze Sache umgedreht. Ich habe ihm auch nicht gesagt, daß mein Bruder die junge Bäuerin von Hinterkaifeck gekannt hat, aber es wurde doch im Protokoll aufgeführt. Ich hoffe, daß sich die Wahrheit noch herausstellen wird. Ich versichere nochmals, daß ich an der Sache keine Schuld auf mich geladen habe. Leider sind seit der Tat schon viele Jahre verflossen. Ich weiß, daß mein Bruder Adolf einmal geheiratet hat. Diese Frau hat ein Mädchen von ihm. Die Witwe meines Bruders ist in München wieder verheiratet.
A.F.: Das ist die zweite Frau des Adolf, die bei der Beerdigung 1944 dabei war. Diese Tochter, die ich vorher erwähnte, war bei der Beerdigung etwa 10 Jahre alt oder etwas älter. Sie hieß glaublich mit dem Vornamen Annemarie (Anmerkung von Dudel: Marianne) oder so ähnlich. Sie führt 2 Namen. (handschriftlich daneben vermutlich ein Eigenname wie Marianne)
Meine Angaben habe ich freiwillig und ohne Zwang abgegeben. Sie wurden meinem Sinne nach niedergeschrieben, was ich nach Vorlesung des Protokolls mit meiner Unterschrift bestätige. Meine Angaben entsprechen der Wahrheit“

Geschlossen:______ Zugegen:______ Vorgelesen erhalten, genehmigt u. unterschrieben:

(Dr. Popp)________(Nußbaum)_______(Anton Gump)
___StA___________OKomm.d.LP






Offene Fragen/Bemerkungen

Anton Gump ergänzte seine Aussage aus dem Gefängnis.

Quelle:http://ratschundtratsch.de/mediawiki/index.php
(abgerufen am 16. September 2013, Seite nicht mehr verfügbar)
Bei der Quelle war das Aktenzeichen: Staatsarchiv Augsburg StAnwA1Js 244/52 vermerkt.