Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer: Unterschied zwischen den Versionen

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= Offene Fragen/Bemerkungen =
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== Würgemale nicht eindeutig ==
∗ Es gibt 2 erhaltene Dokumente zur Obduktion: die Telefonnotiz vom 7. April 1922 und der Bericht des Staatsanwaltes Renner vom 10. April 1922.
Beide Berichte weisen auf Würgemale bei jeweils 1 Frau hin. Keiner schreibt von Würgespuren bei beiden Frauen, jedoch sind die Angaben, welche Frau diese Spuren aufwies widersprüchlich: während die Telefonnotiz Frau Gruber mit den Würgemalen in Verbindung bringt ordnet sie Renner Viktoria Gabriel zu.


= Quellen/Herkunft =
= Quellen/Herkunft =

Aktuelle Version vom 29. Juli 2020, 08:58 Uhr

Die Verletzungen der Opfer

Leider ist bis heute kein offizieller Obduktionsbericht der 6 Mordopfer aufgetaucht.
Die wenigen verlässlichen Informationen über die Kopfverletzungen stammen aus einer Telefonnotiz. Sie werden können durch einzelne Aussagen von Zeitzeugen ergänzt werden. Insgesamt finden sich folgende Angaben über die Verletzungen der Opfer:

Beschreibung der Verletzungen, Aktenfundstücke


Hinweis: Die Aktenfundstücke sind chronologisch in aufsteigender Reihenfolge angegeben. Je höher die Quellennummer, umso weiter ist diese Aussage zeitlich gesehen vom Tatgeschehen entfernt. Bitte beachten Sie dies bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit/Belastbarkeit der jeweiligen Quelle/Information.




Name d. Opfers (Alter) Beschreibung d. Verletzungen Vermutete Rekonstruktion d. Verletzungen
(Klick zum Vergrößern)
Gruber, Cäzilia (72)
  • "sieben Schläge auf dem Kopfe" [4]
  • "Würgespuren" [4]
  • "einen Schlag in den Kopf in Dreiangelform" [4]
  • "Schädeldecke war zersprungen." [4]
  • "Zäz. Gruber sen. 7 Schläge - Würgspuren" [10]∗
  • "Zäz. Gruber sen. 7 Schläge und Würgespuren" [16]∗

Gruber, Andreas (63)
  • "Vom Gruber erinnere ich mich noch, dass er an der linken Seite erheblich verletzt war." [7]
  • "rechte Gesichtshälfte ... zerschlagen" [14]
  • "Die Backenknochen standen heraus" [14]
  • "das Fleisch war zerfetzt" [14]
  • "Das Gesicht war von Blut verkrustet" [14]
  • "in der Gegend des rechten Auges zerschlagen" [14]
  • "Den Kopf zusammengeschlagen" [15]

Gabriel, Victoria (35)
  • "Die rechte Gesichtsseite war mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen" [4]
  • "An der oberen Schädeldecke war eine kleine runde Verletzung von einem spitzen Werkzeug kommend" [4]
  • "Die Schädeldecke war zertrümmert" [4]
  • "9 sternförmige Wunden am Kopfe" [5]
  • "Würgespuren am Hals" [5]∗
  • "rechte Gesichtshälfte und Schädel zertrümmert" [10]
  • "rechte Gesichtshälfte zerschlagen" [14]
  • "Vikt. Gabriel, rechte Gesichtsseite und Schädel zertrümmert" [16]

Gabriel, Cäzilia (9)
  • "unten am Kinn eine querverlaufende breitklaffende Wunde" [2]
  • "die Schädeldecke zertrümmert" [4]
  • Das neunjährige Mädchen war erheblich am Kiefer verletzt und hatte einen Büschel Frauenhaare in ihrer Hand. Ich nahm an, dass diese Haare von ihr selbst waren, die sie sich im Schmerz und Todeskampf selbst ausgerissen hat. Mir fielen auch noch die blutigen Fingerstriche am Hals auf. Meines Erachtens ebenfalls ein Zeichen dafür, dass das Mädchen mit der Hand noch Bewegungen über die schmerzende und blutende Wunde gemacht hat. [7]
  • "als ob dem Mädchen die Kehle durchschnitten worden wäre und mit einem Schuß in die rechte Seite in Höhe der Nase getötet worden sei" [9]
  • "Schädelzertrümmerung, Verletzungen a. lk. Unterkiefer (Kehle)" [10]
  • "Herr Landgerichtsarzt Dr. Aumüller erklärte bei der Sektion der 11-jährigen Viktoria Gabriel, dass das Kind hätte bei rechtzeitiger Tatentdeckung noch hätte gerettet werden können, nachdem durch den Schlag eine Halsverletzung herbeigeführt worden war, die erst 2- 3 Stunden nach dem Schlag den Tod herbeiführte." [13]
  • "Der Schädel ... war unverletzt, lediglich unter dem Kinn in der Gegend der Halsschlagader klaffte eine Wunde." [14]
  • "11jährige Viktoria [Cilli] Gabriel erst 2-3 Stunden nach der Verletzung gestorben" [14]
  • "einen Schlag ins Gesicht, in die Kehle und da rein" [15]
  • "Zäz. Gabriel, Schädelzertrümmerung, Verletzungen a.li. Unterkiefer (Kehle)" [16]

Gruber, Josef (2,5)
  • "mit zerschmettertem Kopf" [1]
  • "das Hirn auseinandergehauen gewesen" [1]
  • "Diesem war durch einen wuchtigen Schlag die ganze rechte Schläfenseite eingeschlagen." [2]
  • "den Schädel zerschmettert" [2]
  • "mit zerschmettertem Schädel" [14]

Baumgartner, Maria (44)
  • "Ihr war ebenfalls durch kreuzweis geführte Hiebe der Schädel eingeschlagen" [2]
  • "Hinterkopf wies ein Loch auf, das durch das Blut verkrustet war. Der Gerichtsarzt stellte am nächsten Tage fest, dass das Loch etwa 4 cm tief war und vermutlich von einer spitzen Hacke herrührte" [14]
  • "einen Schlag da rein, ins Gesicht hinein" [15]
  • "die [Anm.: Verletzungen] hatte sie auch auf der rechten Seite" [15]

Gemeinsame/ verallgemeinerte Beschreibungen
  • "Diese sämtlichen Leichen wiesen Spuren auf, die darauf hinzeigten, daß sie durch Schläge auf den Kopf umgebracht worden waren." [2]
  • "Sämtliche 4 Leichen hatten schwere Schädelverletzungen und lagen in Blutlachen." [3]
  • "Der Gerichtsarzt ist der Ansicht, daß die Verletzungen mit einem stumpfen Gegenstand, nicht mit der Kreuzhacke der Toten beigebracht worden ist." [4]
  • "die sämtlichen Hofbewohner ... in bestialischer Weise erschlagen" [5]
  • "Die Ermordeten sind alle durch Schläge auf den Kopf getötet worden" [5]
  • "Durch diese Schraube wurden bei den Schlägen mit der Haue offenbar die bisher so rätselhaften Verletzungen, bleistiftgroße, runde Löcher an den Schädeln der Ermordeten, beigebracht." [6]
  • "einen heftigen Schlag auf den Kopf" [8]
  • "Die Toten, die im Kopf scheußlich zugerichtet waren" [12]
  • "dass sämtliche Leichen das Gesicht voll Blut hatten und dass die Frauen Haare in den Händen festhielten" [11]

Die Tatwaffe

Die meisten Verletzungen wurden nach den polizeilichen Ermittlungen den Opfern mit der Reuthaue zugefügt. Jedoch tauchen in den Akten auch Hinweise und Einschätzungen auf, die auf weitere Tatwaffen (Seite im Aufbau) hindeuten. Hier sei auf den frühen Bericht des Staatsanwaltes Renners verwiesen [5].
Zu den Tatwaffen gibt es auch eine Spezialseite mit den bisher gesammelten Aktenfundstücken.
Ein Versuch, die bekannten Verletzungen den Tatwaffen zuzuordnen finden Sie hier.

Bemerkungen

Erklärungsansätze: Was jetzt folgt sind ausschliesslich Überlegungen, die sich aus der Zusammenstellung der Verletzungsmuster ergeben. Das steht nicht festgeschrieben, sondern soll und darf ausdrücklich als Diskussionsgrundlage dienen.



Viktoria: Die Wunden bei Viktoria stammen von der abstehenden Schraube. Die Energie des Schlages konzentrierte sich auf die kleine Fläche der Schraube, die den Schädel an 9 Stellen durchdrang. Viktoria ist die Einzige mit diesen auffälligen Verletzungsmustern. Das könnte darauf hindeuten, dass sie das erste Opfer war. Der Täter wollte vielleicht nur durch den ersten Schlag mit der stumpfen Seite der Haue eine Bewusstlosigkeit herbeiführen, wie man es üblicherweise vor der Schlachtung von Tieren machte. Die Schraube bzw. den von ihr hervorgebrachten Widerstand muss er schon beim ersten Schlag bemerkt haben. Es könnte sein, dass Viktoria noch bei Bewusstsein war und der Täter aus Zeitnot seine "Methode" nicht ändern konnte und weitermachte. Das spräche dafür, dass keine Übertötung vorlag, sondern, dass so viele Schläge notwendig waren, um die Tötung bzw. Ruhigstellung sicherzustellen. Frage: Wie viele der Viktoriazugeführten Schläge waren tödlich? Spricht die separat erwähnte kleine, runde Wunde für eine zweite Tatwaffe und damit vielleicht auch für einen 2. Täter?

Cäzilie Gruber: Hier werden keine sternförmigen Verletzungen erwähnt, die Schläge auf den Kopf weisen auf stumpfe Gewalt hin. Kann die erwähnte triangelförmige Verletzung von dem oberen Stielabschluss der Haue stammen? Oder ist das auch ein Hinweis auf eine neue Waffe bzw. eine andere Handführung der Waffe? Die vielfältigen Verletzungen deuten darauf hin, dass das schreckliche Werk bei ihr neben Vic am Längsten gedauert hat. War sie somit das 1. oder das 2. Opfer, weil einfach genug Zeit war?

Andreas Gruber: Die bei ihm beschriebenen Verletzungen deuten auf einen schnellen Tod hin, das verletzte Areal ist bei ihm als einzigstem Opfer im Stadel sehr beschränkt.

Cilli: Sie weist die stärksten und vielfältigsten Wunden auf. Klaffende Wunde am Hals, lochförmige Wunde im Gesicht, stumpfe Schläge auf den Hals, zertrümmerter Schädel. Kann es sein, dass der Täter entweder aus Skrupel oder weil Cilli so viel kleiner als die vorangegangenen Opfer war, Schwierigkeiten bei ihrer Tötung hatte und versch. Waffen oder Handhabungen zum Einsatz kamen? Cilli war auch die Einzige, die wohl nicht direkt nach der Attacke verstarb, sondern noch einige Stunden weiter lebte. Die klaffende Wunde am Hals könnte z.B. mit dem Taschenmesser in Zusammenhang gebracht werden, das ein Jahr nach der Tat auf dem Dachboden gefunden wurde. Oder ist es möglich, dass mit der spitzen Seite der Reuthaue eine solche Wunde erzeugt wird?

Maria Baumgärtner und Josef: Bei Beiden spricht das Verletzungsmuster für eine schnelle und gezielte Tötung. Das könnte daran liegen, dass in beiden Situationen der Täter im Gegensatz zum Stadel komplett Herr der Lage war. Dank des Lichtes, das in den Räumen gebrannt haben dürfte, konnte er ohne das Risiko eines Fehlschlages sein grausames Werk vollbringen.

Offene Fragen/Bemerkungen

Würgemale nicht eindeutig

∗ Es gibt 2 erhaltene Dokumente zur Obduktion: die Telefonnotiz vom 7. April 1922 und der Bericht des Staatsanwaltes Renner vom 10. April 1922. Beide Berichte weisen auf Würgemale bei jeweils 1 Frau hin. Keiner schreibt von Würgespuren bei beiden Frauen, jedoch sind die Angaben, welche Frau diese Spuren aufwies widersprüchlich: während die Telefonnotiz Frau Gruber mit den Würgemalen in Verbindung bringt ordnet sie Renner Viktoria Gabriel zu.

Quellen/Herkunft

Die Quellen beschränken sich auf offizielle Dokumente und Menschen, die vor Ort waren.

1922:
[1] Aussage Schlittenbauer 05.04.1922
[2] Bericht Wiessner 06.04.1922
[3] Bericht Reingruber 06.04.1922
[4] Fernspruch z. Leichenöffnung 07.04.1922
[5] Bericht Renner 10.04.1922

1923:
[6] Bericht Renner 20.10.1923

1951:
[7] Aussage Kerner 27.11.1951
[8] Aussage Schrittenlocher 17.12.1951
[9] Aussage Schwaiger 17.12.1951
[10] Legende der Polizeiskizze v. "Venus" 1951

1952:
[11] Aussage Sigl 10.01.1952
[12] Aussage Ritzl 31.03.1952

1953:
[13] Aussage Ney 19.01.1953
[14] Aussage Ney 20.03.1953

1980:
[15] Aussage Schwaiger 04.07.1980

undatiert:
[16] Bildtafel zum Mordfall Hinterkaifeck, Bayerisches Armeemuseum

Weitere Informationsquellen

Volltextsuche im Hinterkaifeck-Wiki: Verletz*