Sachverhalte: Die polizeilichen Ermittlungen am Beispiel der tatverdächtigen Gebrüder Bichler

Aus Das Hinterkaifeck-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 die Seite befindet sich im Aufbau 

Was?

Aufgrund der unvollständigen Aktenlage ist es teilweise schwierig bis kaum nachzuvollziehen, weshalb einzelne Tatverdächtige ausgeschlossen werden konnten, bzw. wie überhaupt die einzelnen Ermittlungen abgelaufen sind.

Beispiel einer Ermittlung

Verhältnismäßig gut -wenn auch vermutlich nicht vollständig- sind einzig die Ermittlungen zu den tatverdächtigen Bichler Brüdern erhalten, an denen man aber die Bemühungen und Ermittlungsarbeit der Polizei erkennen kann.


Die Beamten erhalten zeitnah Hinweise auf die Brüder Anton und Karl Bichler, weil sich diese bereits durch Gaunereien eine schlechte Reputation erlangt haben.
Bis zum 26.04.1922 liegen drei Zeugenaussagen vor, welche die Brüder belasten, und Georg Neuss schreibt am 27.04.1922 seinem Vorgesetzen.
Folgende drei Aussagen lagen am 27.04.1922 vor:

Ergänzt wurde der Verdacht gegen die Bichlers durch weitere Aussagen, nämlich:


Am 02.05.1922 schreibt Neuss erneut nach München und [[Berichte: 1922-05-02 Bericht Neuss|berichtet] über die Ermittlungen zu den Bichler Brüdern.


Die Brüder arbeiteten zur Tatzeit auf dem Gut Lindahof, zugehörig zur Gemeinde Althegnenberg, etwa 60 km von Hinterkaifeck entfernt. Dort erfolgte am 04.05.1922 auch die Vernehmung der Beiden.
Anton Bichler wurde in der Wohnung seiner Chefin vernommen, und bestritt die Tat, er gab ein Alibi an und benannte hierfür Zeugen. [i] Ich und mein Bruder waren zur Zeit der Tat und zwar die Nacht zum 1. April auf dem Gute Lindahof. Wir haben beide in der betreffenden Nacht den Gemeindebezirk Althegnenberg nicht verlassen. Sofern wir nach Beendigung der Arbeit nicht zuhause blieben, hielten wir uns in der Wirtschaft zum Bergmüller in Althegnenberg auf. Für die Richtigkeit meiner Angaben bitte ich den Baumeister Huber im Gute Lindahof und den Wirt Bergmüller und seine Kellnerin in Althegnenberg zu hören.

Sein Bruder Karl wurde in der Wohnung des Bürgermeisters vernommen und wegen einer anderen Straftat festgenommen: er machte zum Tatvorwurf die gleichen Angaben wie sein Bruder: Die Nacht vom 31.März auf 1.April 22 hielt ich mich in der Wirtschaft vom Bergmüller in Althegnenberg auf. Von einem von dem Schreinermeister Peter in Althegnenberg veranstaltetem Theaterstück, welches am 9. und 17.April zur Aufführung gelangte, fanden vorher wiederholt Proben statt, bei diesen ich auf Bestehen des Peter mitwirkte. Ob in der Nacht vom 31.März auf den 1.April eine Probe abgehalten wurde, bei der ich mitwirkte, weiß ich nicht. Ich bin aber fast täglich mit dem Baumeister Michael Huber vom Gute Lindahof nach der Arbeit etwa gegen 6 1/2 Uhr mit ihm nach Althegnenberg in die Wirtschaft zum Bergmüller gegangen. Diese meine Angaben kann sowohl Bergmüller, als auch die dortige Kellnerin “Tina“ bestätigen.


Seitens der Polizei erfolgte nun die Überprüfung zu den von den Bichlers gemachten Angaben. Befragt wurden hierzu:

Michael Huber
Vorarbeiter auf Gut Lindahof
So lange er hier im Dienste war, hat er den Gemeindebezirk Althegnenberg nicht verlassen. Er war stets beim Abendessen um 6 ¼ Uhr anwesend, ist dann regelmäßig jeden übernächsten Tag mit mir in die Wirtschaft zum Bergmüller nach Althegnenberg gegangen, von wo aus mir meistens Mitsamen nachhause gingen.

Ein Fahrrad stand dem Bichler nie zur Verfügung und mit der Bahn konnte er wegen der Beschränkten zeit zwischen Abendessen und dem Arbeitsbeginn um 5 Uhr früh nicht fortgekommen sein. Ich halte es für ausgeschlossen, daß es ihm möglich gewesen wäre, innerhalb der ihm zur Verfügung stehenden freien Zeit nach Hinterkaifeck zu kommen.

         
Innozenz Schneider
Knecht auf Gut Lindahof
Ich kann unterdes bestätigen, daß der Knecht Karl Bichler während seiner Dienstzeit auf dem Gute Lindahof keine Nacht außer dem Hause gefehlt hat. Nachdem er bei mir auf der Kammer schlief, sah ich nie, daß sein Bett in der früh unbenutzt war.

Am 05.05.1922 [Berichte: 1922-05-05 Neuss Georg, Kriminalkommissär]schreibt Neuss nun abermals nach München um zu berichten, daß sich der Tatverdacht nicht erhärtet hat. “on einer Festnahme wurde Abstand genommen, da sein Alibi in der kritischen Nacht durch einwandfreie Zeugen nachgewiesen wurde.“