Sachverhalte: Geldsummen im Zusammenhang mit Hinterkaifeck

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Im Zusammenhang mit dem Mordfall Hinterkaifeck spielt sehr oft Geld eine Rolle.
Dabei ist es für die Beurteilung der Geldsummen wichtig, den heutigen Wert bzw. die heutige Kaufkraft zu kennen. Und auch die Unterscheidung von Goldmark, die schon lange kein Zahlungsmittel mehr war, und Papiergeld ist wichtig.

Umrechnungs-/Kenngrößen

Dollarpreis

31. 03. 1922: 1 USD = 284,19 Mark 01. 08. 1922 1 USD= 1134,56 Mark)

Dollarkurs vor und während der Hyperinflation
Dollarkurs in der für den Mordfall Hinterkaifeck relevanten Zeit

Goldpreis

31.03.1922: 1 Unze Gold (31,1g Gold) = 21,88 USD

Direkte Umrechnung in €

Aus einem Urteil des BGH geht hervor, dass das Gericht 2006 zwischen Reichsmark (Papier) und dem € einen Umrechnungsfaktor von 10,69 ansetzt.

Goldmark in Reichsmark

Auch Anfang 1922 wurde noch Goldmark von den Banken angekauft, zu einem Preis von 1760 Mark in Papier je Zwanzigmarkstück (Ankaufpreise variieren zw. 1200 und 1760 Mark).

Privates Haushaltsbuch
©hinterkaifeck.net

Inflation

Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Kaufkraft des Geldes immer mehr und immer schneller ab, bis schliesslich das gesamte Zahlungssystem in der Hyperinflation kollabierte.

Die Geldentwertung, unter der die Menschen ab 1921 litten, wird deutlich, wenn man sich den Dollarkurs im Vergleich zur Mark anschaut. Ab Sommer 1921 verlor das Geld drastisch an Wert, die Geldsummen, mit denen die Menschen täglich hantieren mussten, wurden immer größer. Sehr anschauliche Berichte gibts dazu mittlerweile im Internet (z.B. http://www.kollektives-gedaechtnis.de/texte/weimar/ohe/inflation1923.htm).

Auch die Opfer von Hinterkaifeck und ihre Nachbarn bekamen die Geldentwertung zu spüren und Jeder versuchte, nach eigenen Möglichkeiten seine Besitztümer zu sichern. Dies konnte z.B. durch Auflösung von Sparguthaben und Investitionen in Immobilien oder Land geschehen.
Vor diesem Hintergrund sind eventuell auch die hohen Summen an wertstabilem Goldgeld bzw. die großen Mengen an [| Vorräten] zu sehen wie auch die Auflösung der Sparkonten, Geldleihen und der geplante Neubau.

Links sehen Sie einen Auszug aus einem privaten Haushaltsbuch, das sehr schön die Teuerung der Lebenshaltungskosten zwischen 1920 und 1923 zeigt.

Kaufkraft

Preise von Alltagsgegenständen im ersten Quartal 1922

Sammlung historischer Preislisten

Im Netz finden sich eine Vielzahl an Chroniken, Speisekarten, Haushaltsbüchern und Preislisten, die einen Überblick über die damals erhältlichen Waren geben. Eine sehr lange Liste an Artikeln für die Schweiz wurde unter http://seegras.discordia.ch/Roleplay/Cthulhu/Preislisten.txt gefunden, deren Preise anhand einer monatlichen Umrechnungstabelle für Mark, Dollar und Schweizer Franken in Mark umgerechnet wurden. Leider gibt es keine genauere Auskünfte darüber, wie realistisch die dort genannten Preise sind, bzw. wie sie zustande kamen. Falls sich grobe Abweichungen mit anderen Quellen aus dem Internet bei manchen Artikeln ergaben wurden die Preise korrigiert.

Bestimmung der Teuerungsrate zwischen 1920 und Jan.-Mar. 1922

Da der Währungskurs 1920 ziemlich konstant war (in der Dollarkursgrafik grün schattiert), dieses Jahr anscheinend heute noch als Referenzjahr für die Festlegung von Versicherungswerten herangezogen wird und für dieses Jahr die meisten Preisangaben gefunden wurden, wurde diese Liste als Basis für die weitere Preisabschätzung verwendet.
Um diese Abschätzung zu machen, musste die Teuerung der Waren bestimmt werden.
Während in der Stadt der Preis eines Kilos Butter zwischen 1920 und April 1922 von 5,50 Mark auf 150 Mark anstieg (Teuerungsrate: x 27) , erfuhr ein Sack Kartoffeln auf dem Land einen Preisanstieg von 12 Mark auf 200 Mark (also "nur" x 16,5). Unter Berücksichtigung der ländlichen Umgebung von HK und dem Durchschnitt von einigen Einzelpreisbeispielen, wurde eine allgemeine Teuerung von 18 angenommen, die für HK als realistisch angesehen wird. Diese Teuerung wurde auf die Preislisten von 1920 aufgeschlagen, sofern nicht detaillierte Preisinformationen aus dem 1. Quartal 1922 selbst vorlagen.

Preisliste Jan.-Mär. 1922:

Hier eine Liste der abgeschätzten Preise, wie die HKler sie hätten bezahlen müssen bzw. verlangen können, beim Verkauf von Waren -->Datei:Preisniveau Quartal1 1922.pdf

Im Zusammenhang mit Hinterkaifeck genannte Geldsummen

Beim Finanzamt Schrobenhausen am 31.12.1919 angemeldete Wertpapiere von Viktoria Gabriel und Andreas Gruber

Viktoria Gabriel
Kriegsanleihe 3100 M.
Pfälzer Hypothekenbank 1500 M.
Deutsche Schatzanweisung 2000 M.
Deutsche Hyp. Bank Berlin 1500 M.
Mitteldeutsche Bodenkredit Bank 1000 M.
Süddeutsche Bodenkredit Bank 400 M.
Bayerische Handelsbank 2000 M.
Eisenbahnbank Oberfinanz 1000 M.
Bayerische Bodenkredit Anstalt 1500 M
Bayerische Hypotheken Wechselbank 1000 M
Ungarn 2040 Kr.
    
Andreas Gruber
Kriegsanleihe 2400 M.
Mitteldeutsche Grundrenten 3000 M.
Pfälzer Hyp. Bank 3000 M.
Bay. Handelsbank 1000 M.
ungar. Lokaleisenbahn 2200 Kr.
Darl. Kassen Verein Waidhofen 2000 M.
(als Einlage)
Bankgeschäft Friedl & Dummler 3000 M.
(als Einlage)

erwähnte Pfandbriefe im Bankhaus Friedl & Dummler ab 1920

siehe Auflistung vom 18.04.1922

Verkauf von Pfandbriefen

3.800 Mark

Verwandtendarlehen

8.000 Mark (siehe auch HK.net-Wiki-Seite zu diesem Sachverhalt)

Abheben von Ersparnissen

1.800 Mark sukszessiv ein Betrag von über 13000 Mark, über dessen Verbleib ist nichts bekannt.

Beichtstuhlspende

700 Goldmark (siehe auch HK.net-Wiki-Seite zu diesem Sachverhalt)

Nach der Tat aufgefundenes Münzgeld

(siehe auch HK.net-Wiki-Seite zu diesem Sachverhalt)
1880 Goldmark
327 Mark in Silber
7,08 Mark in Aluminium
2,10 Mark in Nickel
7,00 Mark Notgeld
5,00 Mark in Papier

Nach der Tat vorhandene Pfandbriefe

15.000 Mark

Geldzahlungen Viktoria an Schlittenbauer

(siehe auch HK.net-Wiki-Seite zu diesem Sachverhalt) 1919: 2.000 Mark
3.000 Mark in Pfandbriefen

Zahlung Schlittenbauer an Viktoria

1.800 Mark (einmalige Unterhaltszahlung)
200 Mark (aus der Verrechnung der 2000 Mark in bar von Viktoria und dem festgelegten Unterhalt, siehe Aussage 1931
Pfandbriefe wurde vollständig zurückgegeben

angebliches Papiergeld, das gestohlen wurde

(siehe auch HK.net-Wiki-Seite zu diesem Sachverhalt)
100.000 Mark in Papier

Fazit

Deutlich wird bei diesen Überlegungen, dass die Teuerungsrate für Gegenstände und Nahrung um ein Vielfaches den Kursgewinn des Dollars übertrafen. Gegenüber dem Jahresmittel 1920 stieg der Dollarkurs im 1. Quartal 1922 (gelb hinterlegt) nur um den Faktor 3,6, die Teuerung der Lebensmittel hingegen ca. 18. Daran kann man schon sehen, welchen Standortvorteil die Menschen auf dem Land genossen, zumal wenn sie über eine eigene Landwirtschaft verfügten und sich selbst versorgen konnten. Naturalien stellten große Werte dar. Doch selbst wenn man die Inflation berücksichtigt, so sind die Summen an Geld, die verliehen wurden oder die im Haus gefunden wurden immens. Dies würde den Aussagen über finanziellen Wohlstand auf HK Recht geben.

Offene Fragen/Bemerkungen

Quellen/Herkunft