Schlittenbauerchronik2: 04

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Erinnerungen v. Alois Schlittenbauer - Dokument 2

Seite 16 bis Seite 21





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DIE ERSTEN VERNEHMUNGEN (III)


München 4.Juli 1929.
Betreff: Raubmord in Hinterkaifeck.
Zur Anzeige des Kriminaloberinspektor Bauer der Polizei Direktion Augsburg vom 27.Juni 1929 in nebenbezeichneter Sache wird folgendes berichtet:

Nach vorheriger fernmündlicher Rücksprache mit der Kriminalpolizei in Augsburg haben sich am 4.Juli 1929 vormittags 6 ¾ Uhr im Bahnhofe Augsburg eingefunden:
Der verheiratete Hilfsarbeiter und der Reisende Friedrich Hammer wohnhaft in Augsburg, Katzbachstraße 34 und der verheiratete Hilfsarbeiter Franz Knauer, wohnhaft in Augsburg, Schleiermacherstraße 27. Nach einer kurzen Aussprache haben beide angegeben, dass sie schon seit einer Reihe von Jahren in Schrobenhausen und in der Umgebung besonders auch in Waidhofen und Gröbern verkehren und dort allgemein, als Mörder von Hinterkaifeck, der in Gröbern wohnhafte „Perterbauer" genannt werde.
So habe im Juli 1923 dem Friedrich Hammer, in der Gastwirtschaft vom Wallner in Koppenbach, eine dort bedienstet gewesene, dem Namen nach unbekannte Magd erzählt, dass sie vor dem Mord in Hinterkaifeck bei der ermordeten Viktoria Gabriel im Dienste, ein Mann an ihr Kammerfenster gekommen ist und geklopft und gesagt habe: Sie solle machen, dass sie fort komme, dass sie aus dem Hause komme, in 8 Tagen kommen sie, dann werden alle getötet. Der Sprache nach sei dieser Mann der Perterbauer von Gröbern gewesen.
In der letzten Zeit seien beide wiederholt in Schrobenhausen gewesen und haben dort beim Unterbräu verkehrt. Dort sind sie wiederholt mit einem alten Manne zusammengetroffen, mit dem sie über dem Mord in Hinterkaifeck zusprechen kamen. Dieser alte der Mann, der Name und die Wohnung ist ihnen nicht bekannt, kann aber beim Unterbräu erfragt werden, habe wiederholt bestimmt erzählt, dass als Mörder von Hinterkaifeck nur der Perterbauer in Gröbern in Frage komme.
Über nähere Einzelheiten gefragt, soll dieser alte Mann gesagt haben:
1.) Der Dannerbauer in Gröbern habe am Tatort, als die Leichen noch in der Tenne lagen gesagt: Er wisse wer der Mörder ist, er könnte ihn leicht derlangen.
2.) Habe der Perterbauer in Gröbern, wie er mit dem Bürgermeister nach der Tat in Hinterkaifeck erschienen ist, einen Schlüssel aus der Tasche genommen und mit diesem die Türe geöffnet, also, wie kommt dieser zum Schüssel? Der Hauserbauer von Gröbern hat den Perterbauer vorgeworfen, du hast die Schlüssel gehabt und die Tür aufgesperrt. Du hast die Leute umgebracht. Da soll der Perterbauer ganz blass geworden sein. 4.) Es hat ein Maschinist, Name nicht bekannt, als beim Perterbauern die Dreschmaschine war, bei der Brotzeit, frech und grob über den Mörder von Hinterkaifeck geschimpft. Darauf habe der Perterbauer sich entfernt und sich nicht mehr sehen lassen, solange die Dreschmaschine im Hofe stand.
5.) Bei der letzten Zusammenkunft vor etwa 3 Wochen beim Unterbräu in Schrobenhausen habe der alte Mann gesagt: Grad nehmen darf ich ihn, wenn ich möchte. Damit meinte er wieder den Perterbauern. Dies hat ein jüngerer Mann aus der Gegend oder Umgegend von Schrobenhausen angehört, dieser soll dann zu den alten Manne gesagt haben, er soll seinen Mund halten.
Es blieb daher nichts anderes übrig, als nach Schrobenhausen abzufahren, den alten Mann ausfindig zu machen und diesen über sein Wissen zu hören. Hammer und Knauer erklärten das Eile geboten ist, weil zu befürchten ist, dass der Perterbauer verschwindet, wenn er von dem gegen ihn gerichteten Verdacht etwas erfährt.


Der Kriminalpolizei in Augsburg mochten sie keine Angaben machen, weil von dort ihnen kein Beamter zur Verfügung gestellt worden ist, an die Gendarmeriestation in Schrobenhausen mochten sie sich auch nicht wenden. Die Ankunft in Schrobenhausen erfolgte am 4.Juli 1929 vormittags um 8 1/2 Uhr. Wir begaben uns zuerst zur dortigen Gendarmerie und nach Rücksprache mit den anwesenden Beamten stellte sich heraus, dass der mehrfach genannte Perterbauer in Gröbern mit dem bereits bekannten Bauern Lorenz Schlittenbauer personengleich ist. Es wurde dann festgestellt, dass der von dem Hammer und Knauer genannte Mann personengleich ist mit dem 71 Jahre alten verheirateten Straßenarbeiter Johan Messner, wohnhaft in Schrobenhausen Hs. Nr. 147 ist.
Dieser wurde zu dem Vorbringen der beiden, Hammer und Knauer, gehört, seine Erklärungen liegen bei. Er gibt zu, derartige Reden zu den Genannten gebracht zu haben, schwächte sie aber im Großen und Ganzen ab und redete sich darauf hinaus, dass er nur nach erzählt habe was er von anderen Personen gehört habe. Von wem er aber die einzelnen Gespräche gehört habe, wisse er heute nicht mehr. Die Erzählungen sind am Biertische erfolgt und er habe es nur nacherzählt. Dem Messner wurde die Zeit zum Zeit zum Nachdenken und zur Überlegung gelassen. Allein seine Antwort war stets, er wisse nicht mehr wer die gegen Schlittenbauer ausgesprochenen Verdächtigungen in seiner Gegenwart gebraucht hat. Es war unmöglich weiteren Aufschluss zu erhalten.
Zu diesem vorstehend geschilderten Verdacht gegen Schlittenhauer ist noch nachzutragen, dass man erzählt, der Schlittenbauer wäre am ersten Tage schon verhaftet worden, wenn ihm der Bürgermeister von Wangen nicht ein so gutes Zeugnis ausgestellt hätte. Hieran ist anfügen, dass tatsächlich am 4. April 1922 Schlittenbauer am Tatort eine Tätigkeit entfaltet hat, die ein Staunen hervorrief. Es ist auch deswegen mit dem anwesenden H.H. Staatsanwalt und dem Amtsrichter von Schrobenhausen darüber gesprochen worden. Als dann der Bürgermeister Georg Greger von Wangen sich dahin äußerte, dass Schlittenbauer eben ein selbstloser Mensch ist, der sich gerne überall hervortut, wo es was gibt zu helfen. Er hat sich damals um das Vieh angenommen, hat die Fütterung betätigt, die Streu besorgt, sich der kranken zum Absterben bereiten Schweine angenommen u.s.w. Die Beziehungen Schlittenbauer zu der ermordeten Familie Gabriel und Gruber waren uns auch zu dieser Zeit noch nicht so gut bekannt.
Die vom Hammer erwähnte Magd wurde bei der Ortskrankenkasse Schrobenhausen festgestellt als die ledige Kreszenz Rieger, geb. am 23.4.1897 in Oberhausen bei Augsburg, welche vom 17.l.1920 bis 23.7.1921 bei Gabriel in Hinterkaifeck angemeldet war. Vom 8.2.23 bis 1.5.1923 war sie bei dem Gastwirt Walter in Koppenbach im Dienste gemeldet. Durch die von der Kriminalpolizei in Augsburg veranlassten Aufenthaltserhebungen wurde festgestellt, dass Rieger sich mit dem Fabrikarbeiter Wilhelm Schmid geb. am 29.8.1905 in Augsburg wohnhaft in Augsburg Guttemannstraße 172 bei Remele verehelicht hat. Schmid-Rieger ist bereits am 24.4.1922 einvernommen worden. Damals erklärte sie, dass sie durch die Drohungen die der bei Gabriel bedienstete Knecht, Anton Bichler ausgestoßen habe, den Dienst bei Gabriel verlassen habe. Eine Abschrift ihrer damaligen Erklärungen füge ich bei. Der Schreibname des Dannerbauern von Gröbern ist hier nicht bekannt. Eine Einvernahme durch die Gendarmeriestation Hohenwart ist veranlasst.

(Reingruber)


Wegen des Schlüsselbesitzes hat Schlittenbauer gegen den Hauserbauer in Gröbern eine Beleidigungsklage gestellt und es soll der Prozess zu Ungunsten des Hauserbauern entschieden worden sein. Zu diesem vom Hauserbauern gemachten Vorwurf ist anzufügen, dass nach Angaben des Bauern Pöll und des Bauern Sigl beide in Gröbern, am 5.4.1922, sie mit Schlittenbauer das beim Maschinenhaus befindliches Scheunentor erbrochen haben um in das Anwesen gelangen zu können.
Die Urschrift dieser Angaben befinden sich bei den staatsanwaltlichen Akten.

Wer der Maschinist, welcher die Sprache auf den Mord in Hinterkaifeck gebracht hat und der Schlittenbauer darauf verschwunden sein soll, ist hier namentlich nicht bekannt. Erhebungen sind eingeleitet. Auch der jüngere Mann, der bei dem letzten Gespräch im Unterbräu in Schrobenhausen anwesend war und die Äußerungen Messners angehört haben soll, ist nicht bekannt. Hammer will sich der Mühe unterziehen und ihn ausfindig machen. Messner bestreitet überdies gesagt zu haben, "Grad nehmen dürft ich ihn, wenn ich möchte".

Wie man aus allen Erörterungen entnehmen muss,handelt es sich im vorliegendem Falle um ein in Bierlaune geführtes Gespräch, wo Messner offensichtlich etwas aufgetragen hat und nun es abzuschwächen versucht. Dem Hammer und Knauer ist es auch anscheinend darum zu tun, die ausgesetzte Belohnung zu erhalten, da sie sich sogleich um die Höhe der Belohnung erkundigt haben. Der Glaube. dass es sich bei den von Messner geführten Gesprächen um wirkliche Tatsachen handle ist dem Hammer und Knauer zuzubilligen.
Gez. Reingruber.



Schrobenhausen, den 4. Juli 1929
Betreff: Raubmord in Hinterkaifeck.
Vorgerufen wurde der verheiratete städt. Straßenwärter Josef Messner 71 Jahre alt, wohnhaft in Schrobenhausen Nr. 147 und erklärt nach geeigneter Befragung und zur Wahrheitsangabe ermahnt, wie folgt: Ich seinerzeit, als in Hinterkaifeck der Raubmord verübt worden ist, war ich in Schrobenhausen wohnhaft und als die Sprache von dem Morde war, bin ich auch nach Hinterkaifeck gegangen und habe mir die Toten angesehen. Sie lagen bereits im Sarge. Es waren außer mir verschiedene Leute dort, darunter war auch der in Gröbern wohnhafte Bauer Lorenz Schlittenbauer. Schlittenbauer hat sich dabei mit dem Füttern des Viehes beschäftigt, er hat das Kochgeschirr gereinigt und dabei seine Hemdärmel hoch gestreift. Alle, das heißt, mehrere der Anwesenden haben erklärt, sie würden in einem solchen Falle, wo so viele Tote vorhanden sind, nichts anrühren. Es wurde auch erzählt, dass vor ein paar Tagen ein Monteur bei den Toten war, der ins Maschinenhaus eingedrungen ist, das heißt dort eingebrochen hat, um den Motor zu richten. Dieser Monteur soll dann zum Bürgermeister von Wangen gegangen sein, den er vom Richten des Motors bei Gröbern in Hinterkaifeck in Kenntnis gesetzt haben soll. Was von seitens des Bürgermeisters geschehen ist, weiß ich nicht, davon ist nichts erzählt worden.
Unmittelbar nach dem Morde soll der in Hinterkaifeck anwesende Dannerbauer -Schreibname Schweiger - in Gröbern gesagt habe dass der Mörder leicht mit den Händen zu derlangen ist. Ich habe diese Äußerung auch am Platze -Hinterkaifeck- gehört, kann aber nicht sagen von wem ich diese Äußerung erzählt bekommen habe. Vom Dannerbauer habe ich diese nicht gehört, ich habe sie von einer anderen anwesenden Person gehört, kann aber nicht mehr sagen vom wem.
Ich muss schon sagen, dass mir das Verhalten des Schlittenbauers im Anwesen Hinterkaifeck sehr aufgefallen ist. Ich und auch andere anwesende Personen, haben gewusst, was sich zwischen den Familien Gruber und Schlittenbauer früher abgespielt hat, nämlich der Verkehr der Viktoria Gabriel mit Schlittenbauer einerseits und mit dem Vater der Viktoria Gabriel (Gruber) anderseits. Es hat geheißen, dass der alte Gruber seiner Tochter Viktoria ein Kind gemacht hat und das Schlittenbauer die Vaterschaft zu diesem Kinde anerkannt hat. Vor ein paar Jahren wurde erzählt, dass der Hauserbauer in Gröbern gelegentlich eines Streites mit dem Schlittenbauer -letzteren- dem Schlittenbauer- zugerufen hat, er (Hauserbauer), glaube dass der Schlittenbauer den Schlüssel zum Anwesen der Frau Gabriel schon in der Tasche gehabt hat, wie der Bürgermeister gekommen ist und er die Türe zum Anwesen aufgesperrt hat. Wegen dieser Äußerung hat Schlittenbauer Klage gestellt und hat es einen langen Prozess gegeben. Hauserbauer hat den Prozess verspielt. Es ist dies allgemeines Wirtshausgespräch gewesen. Vom wem ich dieses Gespräch gehört habe, weiß ich heute nicht mehr.
Vor längerer Zeit ist beim Unterbräu in Schrobenhausen erzählt worden, dass einmal der Maschinist, als er beim Schlittenbauer gedroschen hat, während der Brotzeit auf dem Mord in Hinterkaifeck zu sprechen gekommen ist und dieser dabei recht derb und grob über den Mörder geschimpft hat. Darauf soll der Schlittenbauer sich entfernt haben und sich auch so lang die Dreschmaschine im Anwesen war, nicht sehen lassen haben. Wer dies beim Unterbräu erzählt hat weiß ich nicht. Der eine erzählt dies der andere das. Vom Maschinisten habe ich das Gesagte nicht erfahren. Ich kenne auch den Maschinisten nicht, er kann aber bei Bauern Lebmeier in Kaifeck erfragt werden.
Wenn mir vorgehalten wird, dass beim Unterbräu in Schrobenhausen ein junger Bauer, etwa 25 Jahre alt, blond, glatt rasiert, das Gespräch mit dem Schlüssel geführt hat, so muss ich sagen, dass ich mich beim besten Willen nicht an diesen Mann erinnern kann. Beim Unterbräu verkehren viele Leute und über den Mord in Hinterkaifeck wird viel gesprochen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass zu mir der junge Mann, als über den Mord in Hinterkaifeck gesprochen wurde, zu mir gesagt haben soll, ich solle meinen Mund halten.
L.U.


Der anwesende verheiratete Kupferschmied Franz Knauer, 38 Jahre alt, wohnhaft in Augsburg Schleiermacherstr. 27, wurde darauf vorgerufen und dieser gibt an:
Vor etwa 6 Wochen war ich und der verheiratete Eisendreher Friedrich Hammer geb. in Augsburg Katzbachstr. 34, in Schrobenhausen beim Unterbräu. Dort war der Josef Messner anwesend. Dabei kam auch das Gespräch zwischen uns auf den Raubmord in Hinterkaifeck.
Messner erzählte dabei was er soeben bei den Gendarmen angegeben hat.
Vor etwa 3 -4 Wochen waren wir wieder mit Messner beim Unterbräu beisammen. Wir saßen alleine an einem Tische. Auch dieses mal kam die Sprache auf den Raubmord in Hinterkaifeck. Messner sagte diesmal: Den Schlittenbauer hätten sie gleich anfangs nach der Tat wegen des Mordes mitgenommen, wenn ihm vom Bürgermeister in Wangen nicht ein so gutes Zeugnis ausgestellt worden wäre. Messner erzählte auch von der Dreschmaschine. Er machte soweit die gleichen Angaben über das Verhalten und den Äußerungen des Maschinisten, sowie, dass Schlittenbauer auf das Gespräch seitens des Maschinisten, sich nicht mehr habe sehen lassen. Dabei war Messner viel lebhafter und machte die Sache viel kräftiger, er war mit seinen Äußerungen viel sicherer.
Messner sagte auch bei dieser Gelegenheit folgendes: Hauserbauer und Schlittenbauer in Gröbern sind wegen der Frau des ersteren in Streit geraten. Schlittenbauer soll über die Frau des Hauserbauern, eine abfällige Äußerung gebraucht haben. Hauserbauer antwortete dann: Du hast den Schlüssel zum Anwesen Hinterkaifeck schon im Sack gehabt, wie der Bürgermeister gekommen ist und mit dem Schlüssel hast du die Türe aufgesperrt.
L U.


Herrn Messner wieder vorgerufen erklärt: Es ist richtig, dass ich gehört habe, dass Hauserbauer zu dem Schlittenbauer gesagt haben soll: Du hast den Schlüssel zum Anwesen Hinterkaifeck schon im Sack gehabt, wie der Bürgermeister gekommen ist und hast mit dem Schlüssel die Tür aufgesperrt.
Eine Äußerung dahingehend, dass Hauserbauer zum Schlittenbauer gesagt hat: Du hast sie umgebracht habe ich nicht erzählen hören.
Mir ist bis jetzt nicht eingefallen, wer der Mann gewesen sein könnte, der zu mir gesagt haben soll, ich solle mein Maul halten, als ich vom Raubmord im Unterbräu erzählt habe.
Vorgelesen, gez.. Unterschrieben.


Josef Messner wurde 4.Juli 1929 nachmittags um 2 Uhr in seiner Behausung nochmals aufgesucht und zur Sache vernommen. Seine Angaben gingen aber dahin, dass er nicht mehr wisse, von wem er die gegen Schlittenbauer ausgesprochenen Verdächtigungen, gehört habe.
Da auch Hammer und Knauer angaben, dass sie weitere Zeugen des Gespräches beim Unterbräu, nicht angeben können, als eben den noch jungen Bauern aus der Umgebung Schrobenhausen, sind auch beim Unterbräu keine weiteren Erhebungen mehr gesprochen worden.
Dem Messner war es offensichtlich unangenehm in dieser Sache vernommen zu werden und habe den Eindruck gewonnen, dass er bei seinen Erzählungen zu viel gesagt hat, er wisse nicht mehr, wer ihm diese Mitteilungen gemacht hat.
Krim. Oberinspektor.


München, den 5.Juli 1929
An die Gendarmeriestation Hohenwart, Schrobenhausen.
Nach einer Anzeige soll der Dannerbauer in Gröbern sich in Hinterkaifeck als die Ermordeten noch am Platze sich befanden haben, anderen Personen sich dahin geäußert haben,er wisse wer der Mörder ist, er könne ihn leicht derlangen".
Ich ersuche um Erhebung, ob Dannerbauer (Schreibname soll Schwaiger gewesen sein) dieser Äußerung gebraucht hat und wen ja, wen er damit gemeint hat.

Gelegentlich des Getreidedreschens bei dem Bauern Schlittenbauer in Gröbern soll der Maschinist während der Brotzeit über den Mörder von Hinterkaifeck grobe Worte gebraucht haben. Schlittenbauer soll daraufhin weggegangen sein und sich so lange im Hofe nicht mehr haben sehen lassen, solange der Maschinist anwesend war, zu welcher Zeit dies erfolgte, ist nicht bekannt. Ich ersuche Mitteilung der Personalien dieses Maschinisten und deren Adresse.
Polizeidirektion; A. A. Reingruber


Abschrift. Gendarmeriestation Hohenwart, BA. Schrobenhausen empfangen am 8.Juli l929 Nr.780
Zur Polizeidirektion München.
Der Landwirt Thomas Schwaiger in Gröbern stellt auf Befragen die vorangeführte Äußerung gebracht zu haben, in Abrede und gibt an, dass er mit dieser, wenn er sie gebraucht haben sollte, was im ersten Effekt wohl möglich gewesen sein könnte, wohl niemand anderer als den Schlittenbauer im Hinblick auf das Verhältnis in welcher dieser damals zu den Ermordeten gestanden hat, gemeint sein könnte.
Bezüglich des fraglichen Maschinisten ist zu berichten, dass es sich nach den geflogenen Erhebungen in diesem Falle um keinen Maschinisten, sondern um einen geistig weit zurückgebliebenen sonst harmlosen Menschen handelt, aus welchen bei jeder sich bietenden Gelegenheit nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene für sich einen Narren machen um eine Unterhaltung zu haben. Dieser sucht sich sein armseliges Fortkommen bei den bekannten Landwirten durch Verrichtung von Gelegenheitsarbeiten und zwar die so auch Ende Oktober oder Anfang November 1927 der Fall war, auch beim Schlittenbauer in Gröbern, wo selbst er damals bei den Drescharbeiten mitgeholfen hatte, war es der Fall. Nach Beendigung der fraglichen Arbeiten abends, (nicht während der Brotzeit) haben sich mit diesem noch mehrere Personen, welche auch bei den Drescharbeiten beteiligt waren, waren noch etwas in heiterer Stimmung in der Wohnstube des Schlittenbauer beisammen. Dabei kam diese Person (namens Detter Martin) auf den kurz vorher verübten Mord bei Seefeld an der Dienstmagd Kreszenz Greger von Wangen und an dieser anschließend von Hinterkaifeck zu sprechen. Schlittenbauer, welcher sich ebenfalls ab und zu vorübergehend in der Wohnstube aufgehalten hat, ging bei dieser Unterhaltung aus der Stube fort und kehrte an diesem Abend nicht mehr in die Wohnstube zurück, er begab sich zur Ruhe. Detter Martin led. ohne bestimmten Beruf, ist geboren am 13.2.1893 in Klosterberg wohnhaft. Später verehelicht mit Frau Harler.

München, 11.Juli 1929
Betreff: Raubmord in Hinterkaifeck.
Am 11.Juli 1929 nachmittags 3 1/2 Uhr haben sich bei der Polizeidirektion München freiwillig eingefunden. Der verh. Hilfsarbeiter und Reisende Friedrich Hammer, wohnhaft in Augsburg Katzbachstrasse 34 und der verh. Hilfsarbeiter Franz Knauer, wohnhaft in Augsburg Schleiermacherstrasse 27 und bringen vor: Wir haben in der Raubmordsache Hinterkaifeck weitere Nachfrage nach dem Mörder gehalten und folgendes erfahren: Am 9.Juli 29 waren wir in Gröbern haben dort mit der Frau Sigl (Hausname Hauserbauer) über den Raubmord in Hinterkaifeck gesprochen. Diese sagte uns: Schlittenbauer hat meinen Mann an einem Tage abends um 5 Uhr geholt und gesagt, mein Mann möchte mit ihm gehen nach Hinterkaifeck, dort muss etwas los sein,. entweder sind alle aufgehängt oder erschlagen.
Gleichzeitig ist noch ein Bauer aus Gröbern ersucht worden mitzugehen (Bauer Pöll der mittlerweile gestorben sein soll). Wie mein Mann zurückkam und von der Ermordung der Familie Gruber erzählte hat er gesagt, dass der Schlittenbauer von „hinten" ins Haus hinein ist, dann die Türe von innen aufgesperrt und sie durch das Scheunentor beim Maschinenhaus ins Haus gelassen hat In der Tenne hätten die Füße von einem Mann unter den Heu herausgeschaut und da hätte Schlittenbauer ohne weiteres gesagt, das ist der Gruber. Es ist dies Sigl sogleich aufgefallen, dass Schlittenbauer den Gruber an den Füßen erkannt hat. Auf diese Angaben der Frau Sigl wollten wir Sigl selber sprechen, dieser war aber nicht zu erreichen. Nach den Angaben der Frau Sigl, die wir für ganz halten, haben wir die Überzeugung, dass nur Schlittenbauer der Mörder der Familie Gruber ist. Wir waren auch in Koppenbach bei dem Wirt Wallner gewesen. Die Wirtsleute haben zu uns gesagt, die Bürstenhausiererin von Gröbern könnte schon sagen, wer der Mörder ist, sie traut sich nicht, es geht sie nichts an.
In Koppenbach waren an diesem Tage mit Aufstellen eines Dachstuhles beschäftigt gewesen und haben Hebauffeier abgehalten. Dort hat der Zimmermeister Lohnhüter in Koppenbach zu uns gesagt: Er brauche den Raubmörder von Hinterkaifeck bloß zu nehmen. Damit meinte er zweifellos nur den Schlittenbauer. Die Zimmerleute waren allerdings etwas gestoßen. Weiter haben wir erfahren, dass der Plöckl von Wangen, ein Einlaßer bei der Dreschmaschine, am Samstag nach dem Mord an dem Anwesen Hinterkaifeck vorüber gegangen ist und im Backofen Licht gesehen hat. Es war nachts und es ist ihm aufgefallen. Plöckl kann vielleicht weitere Angaben machen.
Zu den Angaben der Frau Sigl ist zu bemerken, dass ihr Mann am 5.April 1922 über die Vorgänge bei der Auffindung der Leichen in Hinterkaifeck einvernommen ist. Seine Angaben weichen über bedeutend von denen der Ehefrau Sigl ab. Es wurde damals auch Pöll und Schlittenbauer vernommen und die Angaben dieser beiden stimmen mit den der damaligen Angaben des Sigl ziemlich überein. Eine Abschrift der damaligen Angaben des Sigi liegt bei.
Hammer und Knauer erklärten weiteres Material zur Überführung Schlittenbauers wegen Mordes zu sammeln. Beide sind arbeitslos und halten sich, wie sie selbst zugegeben, häufig in der Umgebung von Schrobenhausen auf, fragen die Leute aus und sind Beide jetzt schon überzeugt, dass als Täter nur der Schlittenbauer in Frage kommt.
Es ist deshalb die Einvernahme des Herrn Sigl zu dem Vorbringen seiner Frau geboten, anhand seiner früheren Angaben kann festgestellt werden, ob er nunmehr seine Angaben geändert hat. Seine früheren Angaben sollen ihm aber vorher nicht bekannt gegeben werden.
Ebenso ist die Einvernahme des Zimmermeisters Lohnbüter und Bürstenhausiererin von Gröbern hinsichtlich ihrer Äußerungen über das Bekanntsein des Mörders geboten. Dabei kann ihnen nahe gelegt werden, dass eventuell ihre richterliche, eidliche Vernehmung erfolgt.
Es ist auch Plöckl, soll in Wangen sein, Einlaßer bei der Dreschmaschine, über seine damaligen Wahrnehmungen zu hören.
Mit einer Beilage g. R. an die Gendarmeriestation Hohenwart, BA. Schrobenhausen. Mit dem Ersuchen um eingehende Einvernahme des Jakob Siegel in Gröbern, der Bürstenmacherin in Gröbern,der Wirtsleute in Koppenbach und des Plöckl in Wangen zu den Vorhaben der beiden Anzeiger.
Polizeidirektion: A. A. Reingruber

Gendarmeriestation Hohenwart B. A. Schrobenhausen.
Zur Polizeistation München.
Die zu den Angeben der beiden Anzeiger geflogenen Erhebungen haben zu keinerlei weiteren Beweismitteln gegen die oder den im vorliegenden Falle geführt. Der Landwirt Jakob Sigl in Gröbern zum Vorstehenden befragt gibt an, dass er seinen in der Sache früher gemachten Angaben auch heute nichts mehr hinzusetzen könne und will über seine damals gemachten Wahrnehmungen seiner Ehefrau nicht mehr mitgeteilt haben als wie er seiner damaligen Vernehmung angegeben hat. Wenn seine Ehefrau den infrage kommenden und wie es den Anschein hat auch nicht ganz einwandfreien Mannspersonen, welche in der vergangenen Woche in nicht ganz unverdächtiger Weise in Gröbern und Koppenbacb aufgetaucht sind und die auch niemand genauer erkannte etwas anderes mitgeteilt hat, dann ist dieses nicht richtig. Die Ehefrau Sigl bestreitet auch ganz entschieden, dass sie den beiden irgend welche Mitteilungen in den von diesen vorgebrachten Sinne gemacht habe. Dieselbe behauptet, dass sie den beiden auf deren zudringlichen Fragerei nur soviel und nur in dem Sinne von der Sache erzählte was sie aus den Angaben von ihrem Manne von dieser Sache wusste.
Die fragliche Bürstenhausiererin ist mit der Gütlersfrau Magdalena Gärtner in Gröbern identisch und weiß von der Sache eigentlich gar nichts Sachliches anzugeben. Dieselbe wurde zu dieser Sache schon wiederholt, das letzte Mal von H.I. Staatsanwalt Pielmayer aus Neuburg vor 2 Jahren in Gröbern selbst persönlich einvernommen und sind deren Angaben alle in den Akten enthalten.
Ferner sind in den Akten auch die mr Sache seinerzeit gemachten Angaben des vorgenannten P welcher ebenfalls schon, soviel ich mich selbst noch erinnere, eingebender Vernehmungen unterzogen wurde und nichts Sachdienlicheres mehr angeben kann, enthalten.
Der verheiratete Zimmermeister Ludwig Sanhüter, in Koppenbach, ein Neffe von der ermordeten Gruber, welche eine Schwester, von dem verstorbenen Vater ist, stellt den beiden gegenüber den Angaben in den von demselben vorgebrachten Sinne gemacht zu haben, in Abrede.
In der Sache weiter befragt, gab er dass dieselben am kritischen Tage nachmittags gegen 11 Uhr ganz unverhofft in die in die Wohnstube des Landwirts Josef Gürtner in Koppenbach gekommen sind und sich an der dort stattgefundenen Hebefeier beteiligten. Dabei gaben sie sich als Kriminalbeamte von München aus, machten Sprüche und zogen durch fortgesetzte Fragen über den gegenwärtigen Stand der Kaifeckmordsache Erkundigungen ein. Da den anwesenden Personen das Verhalten der beiden, unter so außergewöhnlichen Umständen erschienen und ganz unerhofft in eine Privatwohnung eingedrungenen Fremden verdächtigt erschienen, wurde von diesen gegen dieselben auch kein weiteres Vertrauen gehegt. Dieses wurde von den Beiden auch gut gefühlt und infolge dieses Umstandes haben sie den Anwesenden gegenüber auch bestimmt behauptet, dass sie sich auch im Besitz der erforderlichen Ausweise befinden. Vorgezeigt haben sie einen solchen nicht. Dafür gaben sie aber an, dass es ihnen vollständig freistehe, wenn sie sich wegen ihrer Persönlichkeit auf telephonischen Wege an die Gendarmeriestation Schrobenhausen wenden und von wo sie dann auch über die Richtigkeit ihrer Angaben und bestimmte Auskunft erhalten werden.
Die Wirtsleute Walter in Koppenbach zum Vorstehenden befragt gaben an, dass sie selbst zur Sache gar keine besonderen Angaben machen können und öfters sagen hörten, dass die Frau Gärtner in Gröbern zu derselben etwas wissen soll. Dieses habe Frau Walter den Beiden, als sie am andern Tag nach ihrem Erscheinen bei Gärtner in ihre Wirtschaft kamen erzählt. Walter selbst war zu dieser Zeit nicht im Hause und hat mit den Beiden überhaupt nichts von dieser Sache gesprochen.
Am vorherigem Tage, dem welchen sie bei Gärtner auftauchten, kamen sie nachmittags gegen 11 Uhr vor die Wirtschaft beim Walter um dort selbst, wie sie angaben, zu übernachten. Da sich dort selbst schon alles in der Ruhe befand wurden sie von Walter abgewiesen. Bei dieser Gelegenheit gab einer von den beiden an, dass er ein Kriminaler aus Augsburg und sein Begleiter ein Kaufmann von dort sei. Wegen seines Verhaltens werde er dafür sorgen, dass ihm seine Wirtschaft gesperrt werde.

Das ganze Verhalten der beiden Hammer und Knauer erscheint dringend verdächtig und dürfte wohl von niemanden verbürgt werden können, dass sie in der fraglichen Sacher rein erscheinen. Auch der Umstand, dass sie der Überzeugung sind, dass im vorliegendem Falle nur Schlittenhauer als Täter in Frage kommt, beweist nichts. In der Sache etwas Neues ist von diesen nach keiner Richtung hin erbracht und was von denselben bis jetzt ermittelt werden konnte, ist doch alles schon wiederholt, ja schon viel mehr erhoben und in den Akten erhalten.
Hohenwart, den 19.Juli 1929, gez. Goldhofer, K.


München am 23.Juli 1929.
Durch die Angaben des Hammer und Knauer konnten weiteres Beweismaterial gegen Schlittenbauer nicht erbracht werden. Das Motiv, der Endzweck einer solch schweren Tat seitens Schlittenbauer ist nicht verständlich. Die genannten brachten vor, es liege ein Racheakt vor, sie waren aber nicht in der Lage anzugeben, worin der Racheakt gelegen haben soll. Die früheren Beziehungen Schlittenbauer m den Familien Gruber - Gabriel, dürfte sich mit der Verehelichung Schlittenbauer 1921 gelöst haben. Er hat die Alimente für sein Kind 1919 im Voraus bezahlt und es ist nicht anzunehmen, dass es nachträglich deswegen zu Auseinandersetzungen gekommen ist. Seine Vermögeosverhältnisse sollen zur Zeit der Tat nicht ungünstig gewesen sein. Wenn es ihm ums Geld gewesen wäre,so hätte er das Versteck, desselben wohl gewusst und das Geld an sich genommen. I.Erhebungen an die St. A. Neuburg, abgesendet am 23 Juli 1929. (Reingruber)