Zeitungsartikel: 1922-04-12 Neuburger Anzeigenblatt

Aus Das Hinterkaifeck-Wiki
Version vom 8. September 2019, 21:20 Uhr von Jaska (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Kategorie:Zeitungsartikel rechts == Detailinformationen == === Datum === 12. April 1922 === Ort === Orte: Neuburg a. d. Donau…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Detailinformationen

Datum

12. April 1922

Ort

Neuburg a. d. Donau

Art des Dokumentes

Zeitungsartikel

Verfasser

unbekannt

Verfasst für

Neuburger Anzeigenblatt

Inhalt

Neuburg, 10. April. (Zum sechsfachen Raubmord bei Schrobenhausen.) Ein Leser des "Bayer. Kur.", der den Ort des Verbrechens besichtigt hat, sendet über seine Wahrnehmungen folgenden Bericht:
Als am Donnerstag, 30. März, Leute von Gröbern zum Markte nach Schrobenhausen gingen, trafen sie den alten "Kaifecker", wie er sich über Fußspuren im Neuschnee verwunderte, die zu seinem Anwesen hin, aber nicht mehr wegführten. "Heut nacht hat man einbrechen wollen", sagte er. Hätte er die Polizei verständigt, so wären am Ende gar die unliebsamen Gäste in der Scheune entdeckt und deren grausige Tat verhindert worden. Am Freitag, 31. März nachmittags traf, begleitet von ihrer Schwester, die neue Magd Marie Baumgartner von Kühbach ein, die von einer Vorahnung beunruhigt, den Dienst in der Einöde nur ungern antrat. Am Samstag, 1. April fehlte bereits das achteinhalb Jahre alte Mädchen des Hauses, Cäzilie, in der Schule, weshalb vermutet wird, daß sich das Drama bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag abspielte. Am Samstagabend will ein Vorübergehender noch Licht im Backofen gesehen haben, was fast unglaublich scheint, weil man nicht an eine besondere Frechheit der Verbrecher glauben, die ich ruhig Zeit ließen. Am Dienstag, 4. April, reparierte ein Arbeiter den Motor des Kaifeckers, ging dann nach dem nahen Gröbern und erzählte, daß da draußen niemand zu Hause sei und daß das Vieh im Stalle schreie, man solle Mitteilung machen von seiner Arbeit. Ein Bub ging und fand alle verschlossen, sah durch ein Fenster eine Leiche, rannte zurück und machte Lärm, Gröbern rückte aus und fand zunächst ein Stück Vieh von der Kette los, woraus folgende Schlüsse gezogen wurden:
Die Täter waren im Hause verborgen, hatten die Tat vorbereitet und dadurch eingeleitet, daß sie ein Stück Vieh losließen und in den Nebenraum verbrachten, um dadurch die Bewohner herauszulocken. Auf das Brummen der beunruhigten Tiere kamen sie dann auch: die Frau des Hauses, Viktoria Gabriel, eine Kriegerswitwe, ihre Eltern Andreas und Cäzilie Gruber und der Witwe achteinhalbjährige Tochter Cäzilie. Eines nach dem anderen scheint an der Türe empfangen und mit einer Hacke, die sich in der Futterkrippe fand, niedergeschlagen worden zu ein. Denn sie lagen in wirrem Knäuel durcheinander, die Hirnschalen zertrümmert, neben der Türe. Die neue Magd, scheinbar mit Auspacken ihrer Habseligkeiten beschäftigt, wurde in ihrer Kammer auf gleiche Weise niedergemacht. Der zweieinhalbjährige Josef lag in der Schlafkammer der Mutter im Kinderwagen, durch dessen zertrümmertes Dach das Mordinstrument auf das arme Würmlein niedersauste.
Die ermordete Familie hat sich von jeher gern von den Mitmenschen abgesondert. Die Fütterung der Tiere geschah auch sonst unregelmäßig, so daß das Brüllen der Tiere, selbst wenn es gehört worden wäre, nicht auffallen konnte. Die ganze Gegend ist entsetzt und bis ins Innerste erregt, um so mehr, als dieser Tage auch ein Einödsbesitzer, Herr Stadler von Niederarnbach u. in Zuckering ein Gütler aus dem Hause gelockt u. übel zugerichtet wurden. Ersterer rettete sein Leben dadurch, daß er sein Geld - 2000 Mark - hergab, von letzterem konnten die Täter verscheucht werden.

Offene Fragen/Bemerkungen

Quellenhinweis

Stadtarchiv Neuburg a. D.