Zeitungsartikel: 1903-07-01 Allgemeine Zeitung: Unterschied zwischen den Versionen

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<b> Die Schmaderer`sche Einbrechergesellschaft vor Gericht.</b>  Sechs Angeklagte, die zu der berüchtigten Schmaderer-Gesellschaft, so genannt, nach deren Oberhaupt, dem Taglöhner und Hausbesitzer Joseph Schmaderer gehören, sitzen heute auf der Anklagebank.  
<b> Die Schmaderer`sche Einbrechergesellschaft vor Gericht.</b>  Sechs Angeklagte, die zu der berüchtigten Schmaderer-Gesellschaft, so genannt, nach deren Oberhaupt, dem Taglöhner und Hausbesitzer Joseph Schmaderer gehören, sitzen heute auf der Anklagebank.  
Joseph Schmaderer endete im Dezember v. Jahres durch Selbstmord, eine weitere Angeklagte, die Schlosserswitwe Margarete Birner, ist inzwischen verstorben.  Heute haben sich wegen Einbruchsdiebstahls, Hehlerei ec zu verantworten:  die Ehefrau des genannten Schmaderer Josepha Schmaderer,  deren Sohn, der 27 Jahre alte Taglöhner Ignaz Schmaderer,  
Joseph Schmaderer endete im Dezember v. Jahres durch Selbstmord, eine weitere Angeklagte, die Schlosserswitwe Margarete Birner, ist inzwischen verstorben.  Heute haben sich wegen Einbruchsdiebstahls, Hehlerei ec zu verantworten:  die Ehefrau des genannten Schmaderer Josepha Schmaderer,  deren Sohn, der 27 Jahre alte Taglöhner Ignaz Schmaderer,  
deren Töchter, die 24 Jahre alte Kellnerin Maria Schmaderer und, die 27 Jahre alte Brennmeisterswitwe Therese Schallmoser,  ferner der getrennt lebende Schneider Michael Hammerl und der 57 Jährige Kolporteur Max Schauberger von hier.  Der letztere Angeklagte hat wegen Diebstahls bereits 19 Jahre und wegen Brandstiftung 9 Jahre Zuchthaus abgesessen.  
deren Töchter, die 24 Jahre alte Kellnerin Maria Schmaderer und, die 27 Jahre alte Brennmeisterswitwe Therese Schallmoser,  ferner der getrennt lebende Schneider Michael Hammerl und der 57 Jährige Kolporteur Max Schauberger von hier.  Der letztere Angeklagte hat wegen Diebstahls bereits 19 Jahre und wegen Brandstiftung 9 Jahre Zuchthaus abgesessen.  
Ignaz Schmaderer wurde wegen Diebstahls bereits mit einem Jahre Gefängnis bestraft. Seine Mutter ist ebenfalls wegen Diebstahls und Hehlerei abgeurteilt worden, Maria Schmaderer jüngst wegen eines im Mathäser verübten Serviettendiebstahls mit 8 Wochen Gefängnis, Hammerl und die Schallmoser sind noch nicht bestraft.  Die Diebstähle, welche von dem 54 Jahre alten Taglöhner und Hausbesitzer Joseph Schmaderer mit seinen Familienangehörigen und Bekannten seit 1897 in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben verübt wurden, kamen nach dem 22.November v. J. durch Zufall auf.  Joseph und Ignaz Schmaderer hatten nämlich mit Hammerl in der Nacht vom 25. Auf den 26. Oktober im Pfarrhofe zu Sulzbach einen Einbruch-Diebstahl verübt und haben neben anderen Dingen Wertpapiere im Werte von 12.800 M. gestohlen. Diese wurden dem Schauberger eingehändigt, der sie durch seine am 22. November verstorbene Geliebte, die Birner, versilbern wollte. Die Birner wurde bei dem Versuche, die Papiere zu veräußern, vom Polizeiwachtmeister Renner abgepasst, worauf weitere Recherchen eingeleitet und schließlich bei Joseph Schmaderer eine Hausdurchsuchung vorgenommen wurde, welche ein überraschendes Resultat ergab. Schmaderer zog früher mit seiner Frau als Hausierer im Lande umher. Er verübte damals schon größere Diebstähle und kam deswegen auf 5 Jahre ins Zuchthaus; seine Frau leistete ihm Hehlerdienste. Ende der 80-er Jahre kam er erstmals auf längere  
Ignaz Schmaderer wurde wegen Diebstahls bereits mit einem Jahre Gefängnis bestraft. Seine Mutter ist ebenfalls wegen Diebstahls und Hehlerei abgeurteilt worden, Maria Schmaderer jüngst wegen eines im Mathäser verübten Serviettendiebstahls mit 8 Wochen Gefängnis, Hammerl und die Schallmoser sind noch nicht bestraft.  Die Diebstähle, welche von dem 54 Jahre alten Taglöhner und Hausbesitzer Joseph Schmaderer mit seinen Familienangehörigen und Bekannten seit 1897 in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben verübt wurden, kamen nach dem 22.November v. J. durch Zufall auf.  Joseph und Ignaz Schmaderer hatten nämlich mit Hammerl in der Nacht vom 25. Auf den 26. Oktober im Pfarrhofe zu Sulzbach einen Einbruch-Diebstahl verübt und haben neben anderen Dingen Wertpapiere im Werte von 12.800 M. gestohlen. Diese wurden dem Schauberger eingehändigt, der sie durch seine am 22. November verstorbene Geliebte, die Birner, versilbern wollte. Die Birner wurde bei dem Versuche, die Papiere zu veräußern, vom Polizeiwachtmeister Renner abgepasst, worauf weitere Recherchen eingeleitet und schließlich bei Joseph Schmaderer eine Hausdurchsuchung vorgenommen wurde, welche ein überraschendes Resultat ergab. Schmaderer zog früher mit seiner Frau als Hausierer im Lande umher. Er verübte damals schon größere Diebstähle und kam deswegen auf 5 Jahre ins Zuchthaus; seine Frau leistete ihm Hehlerdienste. Ende der 80-er Jahre kam er erstmals auf längere  
Zeit nach München, im Jahre 1895 zog er nach Furth, um 1902 wieder nach München zurückzukehren. Seit Anfang der 90-er Jahre verlegte er sich auf die gewerbsmäßige Verübung von Diebstählen, wobei ihm die als Hausierer erworbenen Lokalkenntnisse sehr zustatten kamen. Mit Vorliebe suchten die Angeklagten Pfarrhöfe auf dem Lande auf; als ihnen günstigste Zeit wählten sie meist den Sonntag; vorangehende Nacht, oder die Zeit des sonntägigen Gottesdienstes. Soweit eine Abschätzung überhaupt möglich ist; beziffert sich der Wert des Gestohlenen auf ungefähr 100.000 M. Einen größeren Teil der von den Diebstählen herrührenden Gegenstände fand man im Anwesen Schmaderers an der Forstenrieder Straße vorgenommenen Hausdurchsuchung. Insbesondere Wertpapiere von dem Sulzbacher Diebstahle im Wert von 7.700 M, eine Anzahl Uhren, Ketten, Ringe, Revolver – die Diebe waren bei der „Arbeit“ stets gut bewaffnet -, Brecheisen, 80 falsche Schlüssel, eine Anzahl Dietriche, Abdrücke von Schlössern ec. Um 1899 herum, war Schauberger der Genosse Schmaderers, in den Jahren 1892 und 1893 der Taglöhner Simon Obermeier, seit 1893 half Ignaz Schmaderer dem Vater, im Jahre 1901 kam Hammerl zu der Gesellschaft; dieser kannte Schwaben gut, was dem alten Schmaderer sehr erwünscht war, weil er dorthin den Schauplatz seiner Tätigkeit verlegen wollte; Ober- und Niederbayern hatte er nämlich bereits nach Möglichkeit ausgestohlen. Seine Genossen verpflichtete Schmaderer durch gelegentliche Hingabe von Darlehen. Im entscheidenden Moment wusste er auch den Ehrgeiz derselben anzuspornen. Die verwegensten Diebstähle führte er selbst aus, auch im größten Rausche. Hammerl ist im Wesentlichen geständig. Schauberger will nur den Schmaderer Senior bei seinen Raubzügen begleitet haben, um diesen für sich zu gewinnen und damit er ihm das gewünschte Darlehen, das erbrauchte, gebe: im Ernste habe er nie ans Stehlen gedacht. Auch Ignaz Schmaderer ist geständig, dagegen leugnet seine Mutter, um die Herkunft des Ihr von Schmaderer übergebenen Geldes gewußt zu haben, sie behauptet Ihr Mann habe Ihr höchstenfalls geantwortet, er habe im Spiele gewonnen; die Maria Schmaderer befolgt das Beispiel Ihrer Mutter, die Schallmoser leugnet in frecher Weise trotz der schwerwiegenden Belastungsmomente. Nach dem allgemeinen Verhöre wurde mittags eine Pause gemacht und nachmittags in die Details eingegangen. Den männlichen Angeklagten liegt zur Last, an folgenden Diebstählen in Gesellschaft des alten Schmaderer teilgenommen zu haben:  Im Pfarrhofe zu Sulzbach,bBeim Bauern Mitterer dortselbst, beim Bürgermeister Meisinger in Mühlen Gemeinde Vachendorf bei Traunstein,
Zeit nach München, im Jahre 1895 zog er nach Furth, um 1902 wieder nach München zurückzukehren. Seit Anfang der 90-er Jahre verlegte er sich auf die gewerbsmäßige Verübung von Diebstählen, wobei ihm die als Hausierer erworbenen Lokalkenntnisse sehr zustatten kamen. Mit Vorliebe suchten die Angeklagten Pfarrhöfe auf dem Lande auf; als ihnen günstigste Zeit wählten sie meist den Sonntag; vorangehende Nacht, oder die Zeit des sonntägigen Gottesdienstes. Soweit eine Abschätzung überhaupt möglich ist; beziffert sich der Wert des Gestohlenen auf ungefähr 100.000 M. Einen größeren Teil der von den Diebstählen herrührenden Gegenstände fand man im Anwesen Schmaderers an der Forstenrieder Straße vorgenommenen Hausdurchsuchung. Insbesondere Wertpapiere von dem Sulzbacher Diebstahle im Wert von 7.700 M, eine Anzahl Uhren, Ketten, Ringe, Revolver – die Diebe waren bei der „Arbeit“ stets gut bewaffnet -, Brecheisen, 80 falsche Schlüssel, eine Anzahl Dietriche, Abdrücke von Schlössern ec. Um 1899 herum, war Schauberger der Genosse Schmaderers, in den Jahren 1892 und 1893 der Taglöhner Simon Obermeier, seit 1893 half Ignaz Schmaderer dem Vater, im Jahre 1901 kam Hammerl zu der Gesellschaft; dieser kannte Schwaben gut, was dem alten Schmaderer sehr erwünscht war, weil er dorthin den Schauplatz seiner Tätigkeit verlegen wollte; Ober- und Niederbayern hatte er nämlich bereits nach Möglichkeit ausgestohlen. Seine Genossen verpflichtete Schmaderer durch gelegentliche Hingabe von Darlehen. Im entscheidenden Moment wusste er auch den Ehrgeiz derselben anzuspornen. Die verwegensten Diebstähle führte er selbst aus, auch im größten Rausche. Hammerl ist im Wesentlichen geständig. Schauberger will nur den Schmaderer Senior bei seinen Raubzügen begleitet haben, um diesen für sich zu gewinnen und damit er ihm das gewünschte Darlehen, das erbrauchte, gebe: im Ernste habe er nie ans Stehlen gedacht. Auch Ignaz Schmaderer ist geständig, dagegen leugnet seine Mutter, um die Herkunft des Ihr von Schmaderer übergebenen Geldes gewußt zu haben, sie behauptet Ihr Mann habe Ihr höchstenfalls geantwortet, er habe im Spiele gewonnen; die Maria Schmaderer befolgt das Beispiel Ihrer Mutter, die Schallmoser leugnet in frecher Weise trotz der schwerwiegenden Belastungsmomente. Nach dem allgemeinen Verhöre wurde mittags eine Pause gemacht und nachmittags in die Details eingegangen. Den männlichen Angeklagten liegt zur Last, an folgenden Diebstählen in Gesellschaft des alten Schmaderer teilgenommen zu haben:  Im Pfarrhofe zu Sulzbach,bBeim Bauern Mitterer dortselbst, beim Bürgermeister Meisinger in Mühlen Gemeinde Vachendorf bei Traunstein,
im Pfarrhof dortselbst ,im Bahnhofe Grafing, - beim Söldner Sperrer in Hagen, Amtsgericht Weilheim, im Pfarrhause zu Einsing , beim Taglöhner Kirchmaier in Haid, beim Bürgermeister Baumgarten in Isseldorf,  beim Holzhändler Epp in Wessobrunn,  in der Kirche zu Führholzen,  ferner in Spatzenhausen, wo 600 M Geld und Leinwand in bedeutendem Wert gestohlen wurden, - beim Bauern Hammerl in Dietenhausen, Amtsgericht Dachau;  Ferner in Kollnburg, Volkmannsdorf, Rosenheim, Laimering, Dachau( hier stahlen sie den Gefängniswärter aus), Wangen, Inzell, Bachendorff, Eben, Erlstätt, Deisenhofen ec. Schauberger stahl außerdem einem Münchener Büchsenmacher ein Dutzend Revolver und Hammerl verkaufte dem alten Schmaderer eine Anzahl gestohlener Pfandbriefe.  
im Pfarrhof dortselbst ,im Bahnhofe Grafing, - beim Söldner Sperrer in Hagen, Amtsgericht Weilheim, im Pfarrhause zu Einsing , beim Taglöhner Kirchmaier in Haid, beim Bürgermeister Baumgarten in Isseldorf,  beim Holzhändler Epp in Wessobrunn,  in der Kirche zu Führholzen,  ferner in Spatzenhausen, wo 600 M Geld und Leinwand in bedeutendem Wert gestohlen wurden, - beim Bauern Hammerl in Dietenhausen, Amtsgericht Dachau;  Ferner in Kollnburg, Volkmannsdorf, Rosenheim, Laimering, Dachau( hier stahlen sie den Gefängniswärter aus), Wangen, Inzell, Bachendorff, Eben, Erlstätt, Deisenhofen ec. Schauberger stahl außerdem einem Münchener Büchsenmacher ein Dutzend Revolver und Hammerl verkaufte dem alten Schmaderer eine Anzahl gestohlener Pfandbriefe.  
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Version vom 16. August 2019, 22:38 Uhr

Die Schmaderer`sche Einbrechergesellschaft vor Gericht

Detailinformationen

Datum

01.07.1903

Ort

München

Art des Dokumentes

Zeitungsbericht

Verfasser

Allgemeine Zeitung

Verfasst für

Allgemeine Zeitung

Verfügbar

Zeitungsarchiv

Inhalt

Gerichtssaal

Die Schmaderer`sche Einbrechergesellschaft vor Gericht. Sechs Angeklagte, die zu der berüchtigten Schmaderer-Gesellschaft, so genannt, nach deren Oberhaupt, dem Taglöhner und Hausbesitzer Joseph Schmaderer gehören, sitzen heute auf der Anklagebank. Joseph Schmaderer endete im Dezember v. Jahres durch Selbstmord, eine weitere Angeklagte, die Schlosserswitwe Margarete Birner, ist inzwischen verstorben. Heute haben sich wegen Einbruchsdiebstahls, Hehlerei ec zu verantworten: die Ehefrau des genannten Schmaderer Josepha Schmaderer, deren Sohn, der 27 Jahre alte Taglöhner Ignaz Schmaderer, deren Töchter, die 24 Jahre alte Kellnerin Maria Schmaderer und, die 27 Jahre alte Brennmeisterswitwe Therese Schallmoser, ferner der getrennt lebende Schneider Michael Hammerl und der 57 Jährige Kolporteur Max Schauberger von hier. Der letztere Angeklagte hat wegen Diebstahls bereits 19 Jahre und wegen Brandstiftung 9 Jahre Zuchthaus abgesessen. Ignaz Schmaderer wurde wegen Diebstahls bereits mit einem Jahre Gefängnis bestraft. Seine Mutter ist ebenfalls wegen Diebstahls und Hehlerei abgeurteilt worden, Maria Schmaderer jüngst wegen eines im Mathäser verübten Serviettendiebstahls mit 8 Wochen Gefängnis, Hammerl und die Schallmoser sind noch nicht bestraft. Die Diebstähle, welche von dem 54 Jahre alten Taglöhner und Hausbesitzer Joseph Schmaderer mit seinen Familienangehörigen und Bekannten seit 1897 in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben verübt wurden, kamen nach dem 22.November v. J. durch Zufall auf. Joseph und Ignaz Schmaderer hatten nämlich mit Hammerl in der Nacht vom 25. Auf den 26. Oktober im Pfarrhofe zu Sulzbach einen Einbruch-Diebstahl verübt und haben neben anderen Dingen Wertpapiere im Werte von 12.800 M. gestohlen. Diese wurden dem Schauberger eingehändigt, der sie durch seine am 22. November verstorbene Geliebte, die Birner, versilbern wollte. Die Birner wurde bei dem Versuche, die Papiere zu veräußern, vom Polizeiwachtmeister Renner abgepasst, worauf weitere Recherchen eingeleitet und schließlich bei Joseph Schmaderer eine Hausdurchsuchung vorgenommen wurde, welche ein überraschendes Resultat ergab. Schmaderer zog früher mit seiner Frau als Hausierer im Lande umher. Er verübte damals schon größere Diebstähle und kam deswegen auf 5 Jahre ins Zuchthaus; seine Frau leistete ihm Hehlerdienste. Ende der 80-er Jahre kam er erstmals auf längere Zeit nach München, im Jahre 1895 zog er nach Furth, um 1902 wieder nach München zurückzukehren. Seit Anfang der 90-er Jahre verlegte er sich auf die gewerbsmäßige Verübung von Diebstählen, wobei ihm die als Hausierer erworbenen Lokalkenntnisse sehr zustatten kamen. Mit Vorliebe suchten die Angeklagten Pfarrhöfe auf dem Lande auf; als ihnen günstigste Zeit wählten sie meist den Sonntag; vorangehende Nacht, oder die Zeit des sonntägigen Gottesdienstes. Soweit eine Abschätzung überhaupt möglich ist; beziffert sich der Wert des Gestohlenen auf ungefähr 100.000 M. Einen größeren Teil der von den Diebstählen herrührenden Gegenstände fand man im Anwesen Schmaderers an der Forstenrieder Straße vorgenommenen Hausdurchsuchung. Insbesondere Wertpapiere von dem Sulzbacher Diebstahle im Wert von 7.700 M, eine Anzahl Uhren, Ketten, Ringe, Revolver – die Diebe waren bei der „Arbeit“ stets gut bewaffnet -, Brecheisen, 80 falsche Schlüssel, eine Anzahl Dietriche, Abdrücke von Schlössern ec. Um 1899 herum, war Schauberger der Genosse Schmaderers, in den Jahren 1892 und 1893 der Taglöhner Simon Obermeier, seit 1893 half Ignaz Schmaderer dem Vater, im Jahre 1901 kam Hammerl zu der Gesellschaft; dieser kannte Schwaben gut, was dem alten Schmaderer sehr erwünscht war, weil er dorthin den Schauplatz seiner Tätigkeit verlegen wollte; Ober- und Niederbayern hatte er nämlich bereits nach Möglichkeit ausgestohlen. Seine Genossen verpflichtete Schmaderer durch gelegentliche Hingabe von Darlehen. Im entscheidenden Moment wusste er auch den Ehrgeiz derselben anzuspornen. Die verwegensten Diebstähle führte er selbst aus, auch im größten Rausche. Hammerl ist im Wesentlichen geständig. Schauberger will nur den Schmaderer Senior bei seinen Raubzügen begleitet haben, um diesen für sich zu gewinnen und damit er ihm das gewünschte Darlehen, das erbrauchte, gebe: im Ernste habe er nie ans Stehlen gedacht. Auch Ignaz Schmaderer ist geständig, dagegen leugnet seine Mutter, um die Herkunft des Ihr von Schmaderer übergebenen Geldes gewußt zu haben, sie behauptet Ihr Mann habe Ihr höchstenfalls geantwortet, er habe im Spiele gewonnen; die Maria Schmaderer befolgt das Beispiel Ihrer Mutter, die Schallmoser leugnet in frecher Weise trotz der schwerwiegenden Belastungsmomente. Nach dem allgemeinen Verhöre wurde mittags eine Pause gemacht und nachmittags in die Details eingegangen. Den männlichen Angeklagten liegt zur Last, an folgenden Diebstählen in Gesellschaft des alten Schmaderer teilgenommen zu haben: Im Pfarrhofe zu Sulzbach,bBeim Bauern Mitterer dortselbst, beim Bürgermeister Meisinger in Mühlen Gemeinde Vachendorf bei Traunstein, im Pfarrhof dortselbst ,im Bahnhofe Grafing, - beim Söldner Sperrer in Hagen, Amtsgericht Weilheim, im Pfarrhause zu Einsing , beim Taglöhner Kirchmaier in Haid, beim Bürgermeister Baumgarten in Isseldorf, beim Holzhändler Epp in Wessobrunn, in der Kirche zu Führholzen, ferner in Spatzenhausen, wo 600 M Geld und Leinwand in bedeutendem Wert gestohlen wurden, - beim Bauern Hammerl in Dietenhausen, Amtsgericht Dachau; Ferner in Kollnburg, Volkmannsdorf, Rosenheim, Laimering, Dachau( hier stahlen sie den Gefängniswärter aus), Wangen, Inzell, Bachendorff, Eben, Erlstätt, Deisenhofen ec. Schauberger stahl außerdem einem Münchener Büchsenmacher ein Dutzend Revolver und Hammerl verkaufte dem alten Schmaderer eine Anzahl gestohlener Pfandbriefe.