Die Chronologie

Der Fall Hinterkaifeck blieb ungelöst. Seit 1922 ermittelten viele Polizisten und Staatsanwälte gegen viele Personen. Seit 1922 werden Akten angelegt und Informationen zu Ereignissen im Vorfeld der Tat gesammelt. Die Ereignisse beginnen am sinnvollsten mit der Geburt des ältesten Opfers: Cäzilia Gruber. Sie wurde 1849 geboren und mit der Geburt ihres Mannes 1858 liefen 2 Lebensstränge aufeinanderzu, die in der Hochzeit mündeten und dann gemeinsam brutal beendet wurden: mit dem Sechsfachmord am 31. März 1922.

Dass die Chronologie mit der Tat nicht aufhört, sondern im Gegenteil sich bis heute hinzieht, liegt eben an dem besonderen Umstand, dass der Fall nie geklärt wurde und dass er bis heute Menschen beschäftigt.

Die Auswahl der unten angezeigten Ereignisse ist subjektiv, es können Dinge fehlen, die Sie uns gerne per Kontaktformular melden dürfen.

 

[cool-timeline layout=“default“ animation=“none“ date-format=“F j Y g:i A“ icons=“NO“ show-posts=“20″ skin=“default“]

Ausführliche Chronologie

1849, 27.11.
Geburt Cäzilia Sanhueter, später Gruber

1858, 09.11.
Geburt von Andreas Gruber.

1874, 16.08.
Geburt von Lorenz Schlittenbauer.

1877, 14.05.
Cäzilia Sanhüter (spätere Gruber) heiratet in erster Ehe Josef Asam von Hinterkaifeck. Schon am 24.04.1877 erhielt Josef Asam von seinem verwitweten Vater Johann Asam das Anwesen HK, außerdem wurde auch ein notarieller Ehe- und Erbvertrag zwischen Cäzilia und Josef Asam geschlossen. Nach der Eheschliessung war Cäzilia Asam Miteigentümerin des Anwesens.

1885, 21.05.
Josef Asam, der erste Mann von Cäzilia Gruber, stirbt.

Dieser Ehe entstammen folgende Kinder:
1.) ungetaufte Tochter, * und + am 15.12.1877,
2.) Zäzilia Asam, spätere Starringer (Unterzeichnerin der Danksagung),
3.) Martin Asam, gefallen am 19.08.1916,
4.) Andreas Asam, * 10.07.1883, wohl im Kindesalter verstorben.

1886, 14.04.
Trauung von Cäzilia (geb. Sanhüter, verw. Asam) und Andreas Gruber.

Dieser Ehe entstammen folgende Kinder:

1.) Viktoria Gruber, * 06.02.1887,
2.) Sophie Gruber, * 15.05.1889, + 26.02.1891,
3.) notgetaufte Tochter, Name unbekannt, * und + 01.08.1892.

Eine eventuelle weitere Ehe von Cäzilia Asam/Gruber mit einem Josef Ostermeier, die u.U. nur von kurzer Dauer war und die lt. Leuschner (3. Auflage) nach dem Tod von Josef Asam bestanden haben soll, kann nach entsprechenden Recherchen mittlerweile nahezu ausgeschlossen werden.

1899
Lorenz Schlittenbauer übernimmt den Hof seiner Eltern in Gröbern.
Dieser Hof ist von HK etwa 500 Meter entfernt.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wird L.S. ´Ortsführer´ in Gröbern.

1903
Die 16jährige Viktoria Gruber gibt laut Lorenz Schlittenbauer (Verhör 1931) gegenüber dessen erster Frau – Viktoria Schlittenbauer – an, daß sie von ihrem Vater verführt/mißbraucht wurde.

1914, 03.04.
Viktoria heiratet Karl Gabriel aus Laag, schon vorher wird ihr der Einödhof überschrieben. Angeblich verläßt K.G. nach kurzer Zeit Viktoria und geht zu seinen Eltern zurück. Diese sollen ihn aber nach Hinterkaifeck zurückgeschickt haben. (Anm.: Unklare Quelle, bedarf der Überprüfung!)

1914, 12.12.
Karl Gabriel fällt im 1.Weltkrieg in Frankreich bei Neuville St. Vaast.

1915, 09.01.
Geburt von Cäzilia Gabriel, der Tochter von Karl und Viktoria Gabriel.

1915, 28.05.
Am 28. Mai 1915 verurteilt das Landgericht Neuburg den alten Gruber wegen Blutschande zu einem Jahr Zuchthaus, seine Tochter Viktoria zu einem Monat.

1918, 14.07.
Viktoria Schlittenbauer, die erste Ehefrau von Lorenz Schlittenbauer, stirbt.

1918, Aug(?) – Dez(?)
Etwa in dieser Zeit hat Schlittenbauer ein intimes Verhältnis mit Viktoria.

L.S. hatte nach seinen Angaben (im Verhör 1931) etwa fünf Mal mit Viktoria Gabriel Intimverkehr, das erste Mal schon etwa zwei Wochen nach dem Tod seiner Frau.
Viktoria Gabriel habe sich ihm damals nach seiner Darstellung regelrecht “aufgedrängt”.

Durch eine Aussage der Nachbarn Pöll und Sigl (05.04.22) ist verbürgt, daß L.S. Viktoria heiraten wollte – evtl. noch während ihrer Schwangerschaft bzw. nach der Geburt des kleinen Josef. Der alte Gruber habe dies aber strikt abgelehnt.

1919, 07.09.
Geburt des kleinen Josef.
In der Zeit vom 13.09.1919 bis 27.09.1919 muss Andreas Gruber wegen Blutschande ins Gefängnis, Schlittenbauer sagte am 10.09.1919 gegen Gruber aus. Durch Drängen von Viktoria widerruft er am 23.09.1919 seine Aussage und übernimmt auch die Vaterschaft.
Ob L.S. oder der alte Gruber der Erzeuger des kleinen Josef war, muß offen bleiben.

1921, 27.03.
Die Magd Kreszenz Rieger bringt auf Hinterkaifeck eine Tochter zur Welt.

1921, 07.05.
Lorenz Schlittenbauer heiratet seine zweite Frau, Anna Dick (29) aus Diepoltshofen, die einen Sohn Josef (8, geb. am 31.03.1913) mit in die Ehe bringt. Weitere 3 Kinder, die sie vor dieser Ehe bekam, waren bereits verstorben. Beide kannten sich wohl erst 3 Wochen, es scheint also eine arrangierte Ehe gewesen zu sein. Aus dieser Ehe gehen 5 Kinder hervor. Schlittenbauer ist in diesem Jahr schuldenfrei geworden und baut einen gewissen Wohlstand aus. Die älteste Tochter von Schlittenbauer, Magdalena, heiratet ebenfalls in diesem Jahr und zieht nach Tierham.

1921
Ende August kündigt die Magd Kreszenz Rieger.

1922(?) März(?)
Angeblich findet Pfarrer Haas etwa 2 Wochen vor der Mordnacht in einem Umschlag 700 Goldmark, dieser habe im Beichtstuhl gelegen. Das Geld soll von Viktoria Gabriel als Spende für die Mission abgelegt worden sein.

(Anmerkung: Dieser Sachverhalt taucht erstmals in einem 1948 aus der Erinnerung niedergeschriebenen Bericht des Polizisten Xaver Meiendres auf. Der Wahrheitsgehalt – etwa, was die zeitliche Nähe zu den späteren Morden oder die Höhe der Summe betrifft – ist schwer einzuschätzen. Der Polizist Meiendres ist erst 1931 nach Hohenwart versetzt worden und war nicht mit den ursprünglichen Ermittlungen befasst.)

1922, 29.03.
Im Alter von nur wenigen Wochen verstirbt die erste gemeinsame Tochter von Anna und Loorenz Schlittenbauer wahrscheinlich am plötzlichen Kindstod und wird am 29.03. beerdigt. Im Kirchenbuch findet sich „Keuchhusten“ als Todesursache.

1922, 30.03.
Morgens entdeckt Andreas Gruber, daß das Schloss des Motorenhäuschens aufgebrochen worden ist. Durch dieses angebaute Häuschen gibt es aber keinen Zugang zum dahinterliegenden Stall bzw. Stadel.
Spuren eines versuchten Einbruchs gibt es auch an der Tür zur Futterkammer.

Auf dem Weg in den Wald begegnet Gruber um 11 Uhr dem Lorenz Schlittenbauer und berichtet ihm von dem Einbruch bzw. Einbruchsversuch und einer Spur im Schnee, die zum Hof, aber nicht zurück führt. Kurz darauf begegnet Gruber dem Landwirt Kaspar Stegmair aus Gröbern und berichtet ihm ebenfalls davon.

Es wird gesagt, dass kurz vor der Tat entweder die Viktoria (Aussage 1951 Sophie Fuchs, Mitschülerin von Cilli) oder ihre Mutter (Aussage Sophie Fuchs 1984 sowie Notizen in den Akten) nachts aus Verzweiflung davongelaufen wären. Die Frau sei weinend an der Paar aufgefunden worden. Am nächsten Morgen war Cilli sehr müde in der Schule und von der Lehrerin nach dem Grund dafür gefragt, erzählte sie von diesem Vorfall. Bei dieser Suche soll auch eine aktuelle Ausgabe der Münchner Zeitung gefunden worden sein, die den Andreas Gruber so verunsicherte, dass er am folgenden Tag den Postboten Mayr danach fragte, ob jemand aus der Umgebung diese Zeitung beziehe. Das war nicht der Fall.

1922, 31.03.
Am Vormittag dieses Tages sollen Andreas Gruber und Viktoria Gabriel zu Einkäufen nach Schrobenhausen gegangen sein. Dort soll Gruber in einer Eisenwarenhandlung von unerklärlichen nächtlichen Geräuschen auf dem Dachboden bzw. einem nachts losgebundenen/losgewordenen Rind berichtet haben. Angeblich berichtet Viktoria in einem anderen Laden ebenfalls davon.
(Anm.: Weder das Datum dieser Einkäufe noch der genaue Sachverhalt ist gesichert. Anscheinend gibt es dazu nur Aussagen ´vom Hörensagen´ von Johann Krammer und Wenzeslaus Bley von 1930.)

Um 16 Uhr 30 trifft die neue Magd Maria Baumgartner in Begleitung ihrer Schwester Franziska Schäfer in Hinterkaifeck ein. Nach einer Stunde verlässt die Schwester den Hof.

1922, 31.03., wohl zwischen 19:30h und 21:00h / Freitag
Ein unbekannter Täter erschlägt mit einer sogenannten Reuthaue (vermutlich im Stadel) zuerst Viktoria, dann ihre Mutter, dann ihren Vater und danach ihre Tochter (Reihenfolge vermutet/rekonstruiert).
Anschließend erschlägt er mit der gleichen Tatwaffe die 44jährige Magd Maria Baumgartner im Magdzimmer und danach den kleinen Josef im Zimmer von Viktoria.
Die Tatwaffe stammt – durch die Aussage des ehemaligen Hinterkaifecker Knechts Georg Siegl gesichert – aus dem Besitz der Grubers.

1922, 01.04. / Samstag
Die kleine Cäzilia wird in der Schule vermisst. Die Kaffeevertreter Hans und Eduard Schirovsky treffen bei einem Besuch (etwa zwischen 12:00h und 14:00h) niemanden in Hinterkaifeck an.
Spätabends/nachts geht der Zimmermann Michael Plöckl am Anwesen HK vorbei. Er wird von einem Unbekannten mit einer Taschenlampe geblendet. Im Backofen brennt ein Feuer.

Inwieweit bis zur Entdeckung der Leichen die Tiere versorgt und die Kühe gemolken worden sind, ist unsicher.

1922, 02.04. / Sonntag
Freundinnen von Victoria wollen sie zum Gottesdienst abholen, treffen Hinterkaifeck aber verlassen an.
[Anm.: Dieser Sachverhalt taucht erstmals in der Donaukurierserie von Hecker auf und ist ansonsten nicht belegt]

Die Grubers werden in der Kirche vermisst. Ein Sohn des Landwirts Sigl aus Rachelsbach will auf HK Schmalz kaufen und trifft dort niemanden an.

1922, 03.04. / Montag
Der Postschaffner Josef Mayer berichtet 1952: “Ich steckte die Zeitung, wie sonst auch, ans Küchenfenster. Aufgefallen ist mir nur, daß ich bei diesem Gang den Kinderwagen nicht in der Küche, wie sonst, stehen sah. Die Küchentür selbst war halb geöffnet. Dazu möchte ich bemerken, daß ich dem Kind, das sich im Wagen immer selbst schaukelte, bei meinen Zustellgängen durch das Küchenfenster zuschaute.”

1922, 04.04. / Dienstag
Der Monteur Albert Hofner kam am Dienstag, den 04.04.22 gegen 9.00 Uhr morgens in HK an, um die Zylinderkopfdichtung am 4 PS Dieselmotor zu reparieren. Vorher unterhielt er sich in Wangen etwa 30 Minuten mit Bürgermeister Greger und teilte ihm mit, dass er auf dem Weg nach HK sei.

Da das Gartentürchen (vermutlich am Hausgarten) verschlossen war, ging er um das Haus herum, um dort nach den Hausbewohnern zu schauen. Dort fand er die Hintertüre verschlossen vor, blickte durch Küchen- und Stallfenster und hörte das Bellen eines Hundes (im Hausinneren) und das Brüllen der Rinder.
Im Anschluss daran wartete er etwa eine Stunde in der Nähe des Hausgartens unter einem Apfelbaum (Westseite) auf die Rückkehr der HKer. Währenddessen pfiff er einige Male durch die Finger, um auf sich aufmerksam zu machen.
Weil er nicht mehr länger warten konnte, verschaffte er sich Zutritt zur Motorenhütte an der Nordseite des Gebäudes und reparierte dort etwa 4,5 Stunden lang den Motor. Er sagte aus, dass er während der Arbeit sang und pfiff und abschliessend noch einen Probelauf des Motors durchführte, um auf sich aufmerksam zu machen.

Anschliessend verschloss er die Tür der Motorenhütte und ging dann noch einmal durch den Hausgarten in den Hofraum.
Erst jetzt bemerkte er, dass die “Scheunentüre in aller Weite” offenstand. Er näherte sich bis auf drei Meter der offenen Tür, betrat aber das Gebäude nicht. Dann ging er am Wohnhaus entlang auf die Haustüre zu. Vor der Haustüre fand er nun den bellenden Hund angebunden vor. Auch jetzt war die Haustüre verschlossen.

Anmerkung zum Hund:, der gelbe Spitz wird als “guter und wachsamer Hund” beschrieben (Pöll) bzw. “ein sehr wachsamer Hund” (Sigl), “der jeden Abend in den Stall gesperrt wurde” (Sigl). Am 04.04.1922 finden die Zeugen den Hund im Stall, aber mit einem verletzten Auge, er ist verstört und aggressiv gegen jeden, der sich ihm nähert. Nach dem Tode der Hinterkaifecker kommt der Hund nach Laag, weil er dort beim Vater eines Jakob Gabriel (Karl Gabriel sen.?) eine neue Heimat findet, so ist es den Augsburger Akten zu entnehmen.

Hofner ging nun wiederum durch den Hausgarten zurück zu seinem Fahrrad, das er wohl auf der Nordseite des Gebäudes abgestellt hatte und entfernte sich gegen 14.30 Uhr über Gröbern, wo er den Schlittenbauer-Töchtern Viktoria und Maria mitteilte, dass der Motor ganggbar gemacht sei und auf Hinterkaifeck niemand anzutreffen sei. Johann (16) und Schlittenbauers Stiefsohn Josef Dick (9 J, Schulkamerad von Cäzilia), werden darauf hin von Lorenz Schlittenbauer die etwa 250 Meter zum Hof Hinterkaifeck geschickt, treffen niemanden an und kehren zurück nach Hause.

Hofer indes fährt weiter nach Kaifeck zu Blasius Lebmeier. Auf der Rückfahrt meldete Hofer bei Bürgermeister Greger in Wangen die erfolgreiche Reparatur des Motors der HKer. Um 17.30 Uhr trat er dann den Heimweg nach. Er erreichte Pfaffenhofen gegen 19.00 Uhr abends.

Es ist anhand der Aussagen des Monteurs somit zu vermuten, dass sich eine Person entweder schon zum Zeitpunkt der Ankunft des Monteurs auf dem Hof befunden hat, oder erst während der Zeit, als der Monteur mit der Reparatur des Motors beschäftigt war, von der Südseite her ins Gebäude eingedrungen ist. Demnach muss diese Person während der Reparaturzeit zwischen ca. 10.00 Uhr bis ca. 14.30 Uhr den Hund vom Stall nach draussen vor die Haustür geführt und ihn dort festgebunden sowie das westliche Stadeltor geöffnet haben. Nach der Abfahrt des Monteurs gegen 14.30 Uhr wurde der Hund zurück in den Stall geführt, sowie das Stadeltor wieder von innen verrammelt. So fanden die drei Männer Schlittenbauer, Pöll und Sigl gegen 17.00 Uhr das Gebäude dann vor.

Als nach 15 Uhr 30 die zwei Söhne des Lorenz Schlittenbauer ergebnislos von Hinterkaifeck zurückkehrten, geht Lorenz Schlittenbauer mit den Gröberner Nachbarn Michael Pöll und Jakob Sigl sowie seinen Söhnen Johann und Josef Dick gemeinsam nach Hinterkaifeck. Die Männer betreten die Scheune. Die Söhne bleiben draußen auf dem Hof. Durch die offene Tür zum ehemaligen Motorenhaus (Anm.: Nicht mit dem angebauten Motorenhäuschen zu verwechseln!) gehen die drei in das Gebäude, die nächste Tür zum Stadel ist verschlossen und wird aufgebrochen. Im Stadel werden dann vier Leichen entdeckt. Lorenz Schlittenbauer geht alleine weiter durch den Stall, während Pöll und Sigl den Stadel wieder verlassen und über den Innenhof zur Haustüre gehen. Dort öffnet Schlittenbauer mit dem vorher als vermisst geltenden Hausschlüssel die vordere Tür und lässt die Anderen herein.

Im Schlafzimmer und in der Mägdekammer finden sie die weiteren Leichen des kleinen Josefs und der fremden Magd.

Nach dem Auffinden der Leichen verlassen Pöll und Sigl mit Josef Dick den Tatort. Schlittenbauer wartet im Haus auf das Eintreffen der Polizei.

Bürgermeister Greger aus Wangen wird benachrichtigt und verständigt die Gendarmerie Hohenwart.
Ein weiterer Gröberner wird nach Waidhofen geschickt, um dort telefonisch die Polizei in Schrobenhausen zu verständigen.

Schaulustige besichtigen den Tatort.

18:00h: Die Polizei aus Hohenwart und Bürgermeister Greger aus Wangen treffen ein.

18:15h: Eine telefonische Nachricht erreicht die Kriminalpolizei München.

Die Polizei aus Schrobenhausen trifft in Hinterkaifeck ein. Sie sperrt den Tatort. Schaulustige können nicht mehr die Mordstätte nach belieben betreten und besichtigen.

21:30h: Die Fahrt der Kripo von München nach Hinterkaifeck beginnt, die sechs Beamten (davon zwei Hundeführer) kommen nach Mitternacht in Gröbern an und begeben sich zum Haus des Bürgermeisters Greger.

22:00h: Die Gerichtskommission aus Schrobenhausen trifft ein, bleibt aber nicht bis zum Eintreffen der Kripo aus München.

1922, 05.04. / Mittwoch
Am frühen Morgen begeben sich die Beamten der Kriminalpolizei aus München zum Tatort. Dort erfolgen erste Vernehmungen (Schlittenbauer, Pöll, Sigl, Franziska Schäfer (Schwester der Maria Baumgartner), Cäzilia Starringer, Bernhard Gruber). Die fünf Tatortfotos werden angefertigt. Eine möglicherweise angefertigte Tatortskizze ist nicht erhalten.

1922, 06.04. und 07.04. / Donnerstag und Freitag
Auf einem provisorischen Tisch werden im Hof des Anwesens Hinterkaifeck durch den Neuburger Landgerichtsarzt Dr. Johann Bapt. Aumüller die sechs Opfer obduziert. Am Donnerstag werden Viktoria Gabriel, Cäzilia Gruber und Cäzilia Gabriel obduziert, am Freitag Andreas Gruber, der kleine Josef und Maria Baumgartner. (Anm.: Ein Protokoll dieser Obduktion ist bei den heute noch erhaltenen Akten nicht zu finden.)

1922, 08.04. / Samstag
Die Überführung der 6 Opfer in ihren Särgen von Hinterkaifeck nach Waidhofen erfolgte erst am Vormittag des 8.4.1922 (nach J. Ludwig Hecker 1951, der wiederum eine Zeitzeugin zitiert).
Die Opfer werden in Waidhofen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. Das Schrobenhausener Wochenblatt schreibt über die Beisetzung in der Ausgabe vom 11.4.1922 wie folgt:

“Nachdem die Gerichtskommission nach der Sezierung die Leichen der sechs Ermordeten freigegeben hatte, konnte am Samstag die Beerdigung der sechs Opfer stattfinden. Ungemein zahlreich war die Zahl der Anteilnehmenden, die den Ermordeten ihr letztes Geleite geben wollten. Aus nah und fern waren wohl 3.000 Menschen herbeigeeilt. Es war ein erschütternder Anblick, als der Brückenwagen mit den sechs Särgen angefahren kam, begleitet von der gesamten Schuljugend. Nachdem H.H. Pfarrer Haas am südlichen Eingang des Friedhofes die Aussegnung vorgenommen hatte, fanden die unglücklichen Opfer des Verbrechens in einem Massengrab Aufnahme, rechts und links die Erwachsenen, in der Mitte die beiden Kinder. Herr Pfr. Haas schilderte in ergreifenden Worten an der biblischen Erzählung von Kain und Abel, was der Mord in Gottes Augen Furchtbares sei, und wie nur ein Mensch , der keinen Funken Gottesglaube mehr im Herzen habe, zu einer solch furchtbaren Tat sich hinreißen lassen kann, da man selbst vor dem Mord unschuldiger Kinder nicht zurückschreckte. Sofort nach der Beerdigung fand der erste hl. Seelengottesdienst für die Ermordeten in der Kirche statt. Sie erwies sich zu klein, um alle Leidtragenden aufnehmen zu können.”

1922, 07.06.
Das Amtsgericht Schrobenhausen ist mit der Frage befasst, ob das Erbe von Hinterkaifeck der Familie Gruber oder der Familie Gabriel zusteht. Einer der Erben, Bernhard Gruber – Bruder von Andreas – wohnt und bewirtschaftet seit der Tat Hinterkaifeck. Die beiden streitenden Familien einigen sich letztendlich (außergerichtlich) darauf, dass die Familie Gabriel das Anwesen zu Sonderkonditionen von den Erben Gruber kaufen kann. Das Interesse der Familie Gabriel scheint dem erworbenen landwirtschaftlichen Grund gegolten zu haben, weniger den Baulichkeiten.

1923, Feb./März
Karl Gabriel senior und seine Söhne reißen mit Hilfe von Nachbarn das Anwesen nieder. Dabei wird die gut versteckte Tatwaffe – blutverschmiert – und ein verrostetes Taschenmesser entdeckt.
Ebenfalls gefunden wird ein – angeblich blutiges – “Bandeisen”, das aber später nicht mehr erwähnt wird.
Teile des Gebäudes werden zur weiteren Verwendung abtransportiert.

1925, 05.04
Der Lehrer Hans Yblagger trifft an der Ruine Lorenz Schlittenbauer, der auf der Kellertreppe nach vorne gebückt in den Keller schaute. (Keller und Grundmauern waren noch vorhanden). Schlittenbauer reagierte sehr erschrocken und erzählt dabei etwas bis dahin unbekanntes: Angeblich soll in der Nähe des Leichenfundortes versucht worden sein, ein oder zwei Löcher zu graben, vielleicht um die Leichen darin zu vergraben.

1926
Brand bei Schlittenbauer, bei dem auch Papiere verbrennen, die mit Hinterkaifeck in Beziehung stehen. Unter diesen Papieren befand sich nach einer späteren Aussage Schlittenbauers angeblich auch das Schriftstück, in dem Victoria Gabriel auf Unterhalt für ihren Sohn Josef verzichtet. Der Brandschaden wird vollständig von der Versicherung beglichen.

1931, 30.03.
Nachdem sich einige Verdachtsmomente gegen Schlittenbauer ergeben haben, wird er in München verhört. Dieses „zweite Verhör” ergibt einige Widersprüche, die aber für die Polizei keinen Grund ergeben, weiter nachzuforschen.

1941, 22.05.
Tod von Lorenz Schlittenbauer.

Der Mythos eines ungeklärten Sechsfachmordes